VW ID.5 GTX Test (2022) So fährt der sportliche VW-Stromer

VW ID.5 GTX 2022 Foto: VW 13 Bilder

Flacher und sportlicher: Der VW ID.5 ist die Coupéversion des ID.4 und hat dank besserer Aerodynamik sogar mehr Reichweite. Aber fährt er auch besser?

Manchmal zahlt sich ein bisschen Geduld tatsächlich aus. Selbst beim Firmenwagen. Denn auch wenn man auf den VW ID.5 etwas länger warten musste: Das 4,60 Meter lange Coupé kommt deutlich schnittiger daher als der technisch weitgehend baugleiche, aber plumpere ID.4. Zumal man trotz der fallenden Dachlinie drinnen keine Demut zeigen muss. Sogar der guten Sache dient das schicke Design. Dank der strömungsgünstigeren Silhouette spart man nämlich Strom. Oder kommt weiter.

In 6,3 s ist Tempo 100 erreicht

Mit seinen beiden Motoren (204 PS hinten und 109 PS vorne) sprintet der GTX in 6,3 Sekunden auf Tempo 100. Allerdings gilt auch beim Hochleistungssportler die Präambel des Akku-Grundgesetzes: Dynamik kostet Distanz. Wer auch nur in die Nähe der maximalen Reichweite von 490 Kilometern kommen will, darf dem 82-kWh-Akku nicht ständig Volllast und Maximaltempo 180 abverlangen.

VW ID.5 GTX 2022 Foto: VW
Die fallende Dachlinie macht den ID.5 schicker und strömungsgünstiger als den ID.4.

Das besondere Vergnügen beschert der ID.5 GTX ohnehin durch sein Handling. Der Clou: Beide E-Maschinen sind über das Antriebssteuergerät nicht nur eng miteinander vernetzt, sondern auch an die Regelsysteme für Bremsen und Fahrwerk gekoppelt. Ein spezieller Fahrdynamik-Manager koordiniert das komplexe Zusammenspiel von kardanlosem Allradantrieb, Stabilitätskontrolle und Quersperre.

DCC-Fahrwerk mit Wankausgleich

Sogar eine Art Wankausgleich kriegt der ID.5 GTX geregelt. Jedenfalls mit dem DCC-Fahrwerk. Dann reagieren die Dämpfer jedes Rads 200 Mal pro Sekunde auf Veränderung. Das bringt kaum gekannte Ruhe in die zügige Bogenfahrt. Wer ein paar Grad mehr Drehung um die Hochachse schätzt, kann obendrein das ESC auf Stellung Sport arretieren. Dann hält sich die elektronische Assistenz deutlich länger im Hintergrund.

VW ID.5 GTX 2022 Foto: VW
LED-Licht und Heckspoiler sind serienmäßig.

Nachhaltiger ist selbstverständlich das Gegenteil: Möglichst oft Fuß vom Pedal und per Rekuperation Strom gewinnen. Der Grad lässt sich in zwei Stufen wählen. Apropos Bremse: Hinten sitzen Käfer-getreu Trommeln. Hört sich altmodisch an, bringt aber Vorteile bei Gewicht, Platz – und die Beläge halten ein Autoleben, verspricht VW.

Luft nach oben bei den Materialien

Das Interieur ist zwar ein bisschen plastikhart, dafür aber ebenso futuristisch wie die Bedienung. Gesteuert wird per Lenkrad und Touchscreen und wer mag, kann mit dem ID.5 GTX sprechen. Auf Wunsch projiziert sogar ein Head‑up‑Display Richtungspfeile virtuell vors Auto. Das ist im Wortsinn großes Kino. Kleiner Gag der neuen Software: Sie speichert nach einmaligem Abfahren bis zu fünf Park-Routen. Hübsch für enge Hinterhöfe oder auch Fahrten zum Tiefgaragen-Stellplatz.

VW ID.5 GTX 2022 Foto: VW
Das Interieur ist zwar ein bisschen plastikhart, dafür aber ebenso futuristisch wie die Bedienung.

Dass man die Fahrstufen einlegt, als drehe man an der Cockpit-Ecke einen großen Zündschlüssel, erfordert Gewöhnung. Dafür kommuniziert der Wagen per LED-Band unter dem Scheibenrand. Lässt Licht in die Abbiegerichtung laufen, leuchtet rot, wenn Bremsen Not täte, zeigt blinkend Anrufe und weitet sich grün mit dem Akku-Stand beim Laden. Ist halt kein gewöhnliches Auto mehr.

Noch etwas beschert die E-Architektur: Platz. Sogar in zweiter Reihe. Der Vorteil, wenn die Batterie flach im Boden liegt und 2,76 Meter Radstand erfordert. Sehr empfehlenswert: Sport-Sitze mit guter Schulterführung und integrierten Kopfstützen. Hinterm Gestühl steckt der ID.5 GTX knapp 550 Liter weg, bei flacher Lehne fast 1,6 Kubikmeter.

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Wenn auch das nicht reicht: Der Allradler darf für ein E-Auto stolze 1,4 Tonnen an den elektrisch ausschwenkenden Haken nehmen. Das reicht für einen ordentlichen Anhänger und selbstverständlich ein paar Fahrräder. Pfiffig: Die Rückfahrkamera lotst den Kugelkopf beim Rangieren bis unter die Kupplung. Die Kraft des Akkus reicht auch im Gespann-Betrieb dicke für alle Lebenslagen, die Reichweite indes sinkt unter Last rapide.

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Neu: Laden mit 135 statt 125 kW

Doch selbst unbeladen und bei gemäßigter Fahrweise ist irgendwann der Saft alle. Weil die aktuellen ID.5-Modelle aber mit 135 statt bisher 125 kW zapfen können, saugt der GTX in 29 Minuten Gleichstrom für 320 Kilometer Strecke, an der Wallbox dauert die volle Ladung runde acht Stunden. Zur Schonung des Akkus gibt es den neuen "Battery Care Mode". Er beschränkt den Ladestand auf 80 Prozent, lässt sich aber jederzeit übersteuern.

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Intelligentere Navi mit Zwischenstopps

Praktisch für Vielfahrer: die Multistopp-Routenplanung. Dabei schielt das Navi auf die Topographie, den am Ziel gewünschten Akku-Rest und die Power der Säulen. Gut möglich, dass im Ergebnis zwei kurze Ladevorgänge mit hoher Leistung weniger Zeit kosten als ein langer mit niedriger.

Preis ab 40.000 Euro

Die Tür zum ID.5 GTX öffnet sich ab 45.055 Euro (alle Preise netto). Das ist, auch wenn man noch die staatliche Förderung abziehen darf, nicht wenig Geld. Fahrvergnügen aber hatte schon immer seinen Preis. Daran ändert auch ein Akku nichts. Für kleinere Budgets empfehlen sich die heckgetriebenen Varianten mit (174 PS) und (204 PS), die bei 39.088 Euro starten. Die spurten zwar einen Tick langsamer und regeln bei Tempo 160 ab, kommen dafür aber 30 Kilometer weiter. Abseits des Geldes ist das dann auch eine Frage der inneren Einstellung.

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