Verkehrslage in Deutschland Autofahrer stehen eine Woche im Stau

Stau in der Stadt Foto: MarioGuti_GettyImagesSignature@viaCanva

Deutlicher Anstieg der Stauzeiten in deutschen Städten – Berlin, Stuttgart und München sind besonders betroffen. Das belastet nicht nur Pendler, sondern verursacht erhebliche wirtschaftliche Kosten. Details zur Inrix Traffic-Studie lesen Sie hier.

Die aktuelle Inrix Traffic Scorecard zeigt, dass deutsche Autofahrer im Jahr 2023 länger im Stau standen als in den Jahren zuvor. Durchschnittlich verbrachten sie 40 Stunden im Stau, was einer Steigerung von drei Stunden im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind die Städte Berlin, Stuttgart und München, die die höchsten Stauzeiten aufweisen.

Pendler stehen eine Arbeitswoche im Stau

Laut der Inrix-Studie 2023 führten Autofahrer in Berlin die Liste der deutschen Städte mit der höchsten Stauzeit an. Hier verbrachten sie im Durchschnitt 55 Stunden pro Jahr im Stau. Stuttgart und München folgen dicht dahinter mit 53 bzw. 52 Stunden. In weiteren Städten wie Köln (50 Stunden), Düsseldorf (49 Stunden) und Bremen sowie im Ruhrgebiet (jeweils 45 Stunden) waren die Stauzeiten ebenfalls erheblich. Hamburg schnitt mit 43 Stunden noch gut ab, doch auch hier mussten Pendler eine zusätzliche Arbeitswoche pro Jahr im Verkehr opfern.

Mehr Verkehr als vor Corona

Diese verkehrsbedingten Verzögerungen übertrafen bereits wieder das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie, wenn auch insgesamt nur um ein Prozent. Doch zahlreiche Städte haben inzwischen deutlich längere Stauzeiten als 2019. Besonders hohe Zuwächse verzeichneten Hannover (+12 Prozent gegenüber 2019), Bremen und Frankfurt (+8 Prozent). Hingegen liegen Düsseldorf (-13 Prozent), München (-7 Prozent) und Hamburg (-5 Prozent) noch klar unter dem Niveau von 2019.

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Stetiger Anstieg des Verkehrsaufkommens

Die Inrix-Studie zeigt zudem, dass das Verkehrsaufkommen in Deutschland weiter kontinuierlich steigt, und zwar um mehr als sieben Prozent gegenüber 2022. Den stärksten Zuwachs bei den Stauzeiten gegenüber 2022 verzeichneten München (+13 Stunden) und Düsseldorf (+10 Stunden), gefolgt von Stuttgart und dem Ruhrgebiet (+8 Stunden).

Interessanterweise ging die Anzahl der Fahrten in viele wichtige Innenstädte wie Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München trotz zunehmenden Verkehrs stark zurück. In Berlin beispielsweise um 17 und in München um 16 Prozent. Gleichzeitig nahmen jedoch die Verzögerungen aufgrund von Staus oder stockendem Verkehr zu. Dies deutet auf eine schleichende Abwanderung aus den Stadtzentren und eine stärkere Verlagerung des Verkehrs in die Randgebiete hin.

Grafik Stau Foto: Inrix

Langsame Fahrt in die Innenstadt

Am langsamsten unterwegs auf den letzten Kilometern in die Innenstadt sind Autofahrer eindeutig in München, wo sie mit durchschnittlich 18 km/h unterwegs sind. Berlin (22 km/h) und Hamburg (24 km/h) folgen auf den Plätzen zwei und drei. In den meisten anderen Städten liegt das Durchschnittstempo bei 26 km/h und darüber. Damit kommen deutsche Autofahrer in den Stadtzentren im internationalen Vergleich immer noch einigermaßen gut voran. In den großen Ballungszentren wie New York oder Paris liegt das Durchschnittstempo meist unter 20 km/h.

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erholt sich langsam

Trotz der Einführung des Deutschland-Tickets erholt sich die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nur langsam. Sie stieg in Deutschland im Jahr 2023 um sieben Prozent im Nahverkehr der Bahn, um neun Prozent bei der Straßenbahn und um fünf Prozent bei Bussen. Eine deutliche Steigerung ergab sich allerdings bei Fernbussen, bei denen sich die Fahrgastzahlen um 39 Prozent erhöhten. Dennoch liegen sie noch immer erst bei der Hälfte der Nutzerzahlen von 2019.

Kosten des Zeitverlusts

Die durch Staus verursachten Kosten sind erheblich. Bei einer Berechnung der Kosten, die einem täglichen Pendler durch den Zeitverlust entstehen, ergibt sich im Durchschnitt ein Betrag von 427 Euro pro Fahrer. Das sind 54 Euro mehr als im Jahr 2022, bei ähnlichen Kraftstoffkosten wie im Vorjahr. Die Gesamtkosten des Zeitverlusts für Autofahrer in Deutschland belaufen sich auf 3,2 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die höchsten Kosten pro Kommune verursacht der Zeitverlust von Autofahrern in Berlin (770 Millionen Euro), gefolgt von Hamburg (304 Millionen Euro), München (294 Millionen Euro) und Köln (209 Millionen Euro).

Stauschwerpunkte: Stuttgart, Ruhrgebiet und München

Der staureichste Straßenabschnitt Deutschlands befand sich 2023 in Stuttgart-Ehningen, zwischen der Abfahrt Hildrizhauser Straße auf der A81S und dem Anschluss an die A8 in Stuttgart. Hier fielen neun Minuten Verzögerung pro Tag an, was für tägliche Pendler einen Zeitverlust von 35 Stunden im Jahr bedeutet. Stark vertreten im Ranking der Stauschwerpunkte ist auch das Ruhrgebiet, mit gleich zwei Streckenabschnitten an der A40 in Duisburg und Essen, die Platz zwei und drei im Ranking belegen. Drei weitere stark frequentierte Straßenabschnitte befinden sich auf dem Mittleren Ring in München, der damit erneut zu den staureichsten Straßen in Deutschland zählt. Bemerkenswert ist, dass keine Korridore aus Köln mehr in den Top 10 auftauchen.

Staustunden im weltweiten Vergleich

Auch weltweit gesehen nimmt der Verkehr stetig zu. Im globalen Ranking liegen New York (101 Stunden), London (99 Stunden), Paris (97 Stunden) und Mexico City (96 Stunden) an der Spitze der staureichsten Städte. In 98 der 100 städtischen Ballungsräume mit den weltweit meisten Staus im Jahr 2023 nahmen die Verzögerungen im Vergleich zum Vorjahr zu. 71 der 100 Spitzenreiter verzeichneten sogar eine zweistellige prozentuale Zunahme der Verzögerungen gegenüber 2022.

„Der weltweite Verkehr hat im Jahr 2023 weiter zugenommen. Mehr als die Hälfte aller städtischen Ballungsräume weisen inzwischen längere Stauzeiten auf als vor der Corona-Pandemie. Viele Kommunen suchen daher nach Wegen, den weiterhin wachsenden Verkehr in den Innenstädten besser in den Griff zu bekommen. Ein Vorbild für viele ist hier Paris, wo der Radverkehr im Zentrum gezielt gefördert wurde. Andere Modelle sind das „Deutschland-Ticket“ sowie das City-Maut-Programm in London, deren Erfolg mit Interesse beobachtet wird“, erklärt Bob Pishue, Transportation Analyst bei Inrix.

Schlussfolgerung

Der Zugang zu verlässlichen Daten ist der erste Schritt, um die Überlastung von Verkehrsinfrastrukturen durch Staus in Angriff zu nehmen. Der Einsatz von Big Data für intelligente Verkehrssysteme ist der Schlüssel zur Lösung städtischer Mobilitätsprobleme. Inrix-Daten und -Analysen zu Mobilität, Verkehr und Verkehrssignalen, Parken und Bevölkerungsbewegungen unterstützen Stadtplaner und Ingenieure bei datenbasierten Entscheidungen. Dadurch können die Entscheider Ausgaben priorisieren, Nutzen maximieren und Kosten jetzt und in Zukunft senken.