Umstieg auf elektrische Nutzfahrzeuge Welche vier Faktoren entscheidend sind

Der neue Mercedes-Benz eSprinter

The new Mercedes-Benz eSprinter Foto: MediaPortal Mercedes-Benz AG

Viele Unternehmen zögern, ihre Nutzfahrzeugflotten auf E-Mobilität umzustellen. Welche vier Faktoren den entscheidenden Unterschied machen, erklärt Katharina Schmidt, Expertin für E-Mobilität bei Arval.

Auf der diesjährigen IAA stehen Nutzfahrzeuge und der Transportsektor im Mittelpunkt, insbesondere die Frage, wie Innovationen in diesem Bereich zu einer umweltschonenden Mobilität beitragen können. Elektrisch betriebene leichte Nutzfahrzeuge (eLCV) sind dabei ein zentraler Aspekt, auf deutschen Straßen jedoch noch eine Seltenheit. Laut dem Arval Mobility Observatory Mobilitäts- und Fuhrparkbarometer 2024 setzen derzeit nur 16 Prozent der befragten Flotten- und Mobilitätsentscheider auf eLCV.

Unternehmen zögern aus verschiedenen Gründen, ihre Nutzfahrzeugflotten auf alternative Antriebe umzustellen. Zu Unrecht, denn deren Elektrifizierung kann sich durchaus lohnen. Dank der Entwicklungen der letzten Monate und Jahre, wie z.B. dem stetigen Ausbau der Ladeinfrastruktur, ist der Aufbau der eLCV-Flotte unter Berücksichtigung einiger Faktoren genauso gut umsetzbar wie die Umstellung der Pkw-Flotte auf elektrifizierte Antriebe. Welche vier Faktoren auf dem Weg zur elektrischen Nutzfahrzeugflotte entscheidend sind, wird im Folgenden skizziert.

1. Datenbasierte Analyse und Planung

Eine gründliche Analyse der bestehenden Fahrprofile und Einsatzmuster ist entscheidend für die erfolgreiche Integration von elektrifizierten Nutzfahrzeugen in den Fuhrpark. Dabei spielt die Flottengröße eine wichtige Rolle, also die Frage, wie viele Nutzfahrzeuge die Flotte umfasst und welche Fahrzeugtypen im Unternehmen benötigt werden. Ebenso sind die spezifischen Fahrprofile und Einsatzzwecke von Bedeutung – sei es für kurze Stadtfahrten, lange Überlandfahrten oder gemischte Routen.

Eine entsprechende Flottenmanagementsoftware, die beispielsweise Daten aus Telematiksystemen nutzt, liefert wertvolle Informationen über Fahrtrouten, zurückgelegte Strecken, Geschwindigkeiten, Verbräuche und Betriebsstunden. Auf Basis dieser Daten können Optimierungspotenziale wie Routenoptimierung und Fahrzeugauslastung identifiziert werden, die zu einer effizienteren Nutzung der Fahrzeuge führen. Diese Analyse bildet die Grundlage für weitere Überlegungen und Maßnahmen im Rahmen der Elektrifizierung und beantwortet unter anderem folgende Fragen: Wie viele eLCVs werden gebraucht? Wieviel Strom muss für das Laden zur Verfügung stehen und wie viele Ladestationen werden benötigt?

Katharina Schmidt, Head of Arval Mobility Observatory bei Arval Deutschland Foto: Arval

Die Autorin Katharina Schmidt, Head of Arval Mobility Observatory bei Arval Deutschland.

2. Ladeinfrastruktur und Investitionen

Die begrenzte Anzahl öffentlicher Ladepunkte und fehlende Lademöglichkeiten bei den Mitarbeitenden zu Hause oder im Betrieb haben bislang den Umstieg auf elektrische Nutzfahrzeuge erschwert. In den letzten Monaten hat sich das Angebot, insbesondere in Bezug auf die Flächendeckung der Ladeinfrastruktur, jedoch positiv entwickelt. Nichtsdestotrotz stellen sich für den betrieblichen Einsatz der Fahrzeuge einige wichtige Fragen: Kann der Transporter den ganzen Tag lang gefahren werden, ohne nachzuladen? Gibt es an den angefahrenen Orten Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge? Sind ausreichend Lademöglichkeiten im Unternehmen vorhanden? Nehmen die Mitarbeitenden die Transporter mit nach Hause und gibt es dort Optionen zum Laden?

Das Mobility- und Flottenbarometer des Arval Mobility Observatory zeigt, dass sich die Unternehmen bereits mit Thematiklösungen auseinandersetzen. Ein Drittel der Befragten gibt an, in den nächsten 12 Monaten in Ladestationen auf dem Firmengelände zu investieren und 22 Prozent subventionieren derzeit die Kosten für die Installation von Ladestationen bei den Mitarbeitenden zu Hause.

Das Aufladen von E-Fahrzeugen erfordert sicherlich etwas mehr Vorplanung als das Tanken von Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Angesichts der steigenden Kraftstoffkosten und der Einsparungen durch den Umstieg auf Stromer ist dies jedoch ein Mehraufwand, der sich lohnt. Zudem trägt Elektromobilität zu einem positiven Firmenimage bei und macht das Unternehmen attraktiver – vor allem in Zeiten des akuten Fachkräftemangels ein wichtiger Pluspunkt.

3. Optimierung des Energieverbrauchs

Sind elektrische Nutzfahrzeuge erst einmal im Unternehmen im Einsatz, gilt es, den Energieverbrauch kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Dies trägt nicht nur zu effizienteren Betriebsabläufen, sondern auch zu erheblichen Kosteneinsparungen im Unternehmen bei. Ein Baustein kann beispielsweise der Einsatz von Lademanagementsoftware sein. Solche Technologien analysieren und optimieren die Ladezeiten und -muster, um den Energieverbrauch zu minimieren und planen automatisch alle Ladevorgänge gemäß der spezifischen Fahrzeuganforderungen. Darüber hinaus können dadurch detaillierte Berichte über den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten erstellt werden, was die Identifizierung von Optimierungspotenzialen erleichtert.

Eine weitere wichtige Komponente ist das Monitoring und die Datenanalyse. Auch hier spielen Telematiksysteme wieder eine zentrale Rolle, indem sie Daten zur Überwachung des Energieverbrauchs jedes Fahrzeugs sowie zur Analyse der Ladeeffizienz und der Nutzungsmuster integrieren. Ebenso wichtig sind die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Fahrtrainings, die nicht nur sicheres, sondern auch effizientes Fahrverhalten vermitteln, fördern eine bewusstere Fahrweise und tragen zur Senkung des Energieverbrauchs bei.

4. Optimierung von Innenausstattung

Untersuchungen der Einflüsse der Fahrzeuginnenausstattung auf die Reichweite von Fahrzeugen zeigen, dass sowohl bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor als auch bei elektrischen Leichtnutzfahrzeugen vergleichbare Effekte zu beobachten sind. Die Antriebsarten verhalten sich also ähnlich und es gilt grundsätzlich, das Gewicht der Fahrzeugeinrichtung so gering wie möglich zu halten, ohne die Stabilität oder Funktionalität zu beeinträchtigen.

Neben der Innenausstattung spielt auch das Thema Sicherheitsanforderungen im täglichen Arbeitsalltag eine große Rolle. Daher ist die Integration von Hochvoltkomponenten unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards eine zentrale Herausforderung bei der Ausstattung elektrischer Leichtnutzfahrzeuge. Speziell konzipierte Sicherheitsvorschriften müssen beachtet werden, um empfindliche Bauteile wie Batterieeinheiten und elektrische Antriebssysteme vor physischen Schäden und thermischen Risiken zu schützen. Eine ausreichende Belüftung ist ebenfalls erforderlich, um das Risiko von Kurzschlüssen oder anderen Defekten zu minimieren.

Der Weg zur maßgeschneiderten elektrifizierten Flotte

Die Mobilität ist im Wandel und Unternehmen sind gut beraten, in einen emissionsarmen und zukunftssicheren Fuhrpark zu investieren. Elektrifizierte leichte Nutzfahrzeuge sind eine hervorragende Option für die Zustellung auf der sogenannten letzten Meile und tragen dazu bei, dass Service- oder Handwerkerfahrzeuge für einen emissionsarmen (Stadt-)Verkehr sorgen. Auch die Betriebskosten einer elektrifizierten Flotte sind attraktiv: Die Treibstoffkosten sind geringer und die Reparatur- und Wartungskosten fallen in der Regel ebenfalls niedriger aus.

Die Flottenumstellung auf Elektro-Nutzfahrzeuge erfolgt jedoch nicht von heute auf morgen. Mit einem verlässlichen Partner an der Seite sind Unternehmen noch besser in der Lage, ihren Fuhrpark zukunftsfähig aufzustellen. Mobilitätsexperten wie Leasinggesellschaften verfügen über ein umfassendes Know-how, das gerade im Bereich der Elektromobilität notwendig ist, um mit den stetigen technischen Entwicklungen Schritt zu halten. Darüber hinaus entwickeln sie in enger Abstimmung mit allen Beteiligten maßgeschneiderte Konzepte, um den Fuhrpark im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten bestmöglich zu elektrifizieren.

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