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Größer, schwerer, leistungsstärker Top Ten-Ranking: E-Autos auf der Waage

Cadillac Lyriq Foto: GM 12 Bilder

Größer, schwerer, leistungsstärker. Steigende Komfort- und Sicherheitsansprüche sowie größere Batterien treiben das Gewicht in die Höhe – mit Folgen. Eine Jato-Analyse sowie alle Fahrzeuge ab 2,4 Tonnen in der Bildergalerie.

Autos werden immer größer und schwerer. Heute wiegt ein durchschnittliches Auto etwa eineinhalb Tonnen. Höhere Komfortansprüche, Sicherheitsanforderungen und die Nachfrage nach größerer Reichweite bei E-Modellen treiben das Gewicht nach oben.

Elektroautos auf der Waage

Insbesondere Elektroautos bringen durch ihre großen Batterien zusätzliche Kilos auf die Waage. Dieser Anstieg im Gewicht stellt die Nachhaltigkeitsvorteile, die Elektrofahrzeuge eigentlich bieten sollen, infrage. Die Datenanalysten vom Automobilmarktforscher Jato Dynamics haben sich die Gewichts- und Leistungsentwicklung der verschiedenen Antriebssysteme und Segmente auf dem deutschen Pkw-Markt angeschaut.

Mehr Leistung, mehr Gewicht

Reichweite ist ein zentrales Thema für viele Fahrer von Elektroautos. Die Sorge, keine Ladestation zu finden, führt dazu, dass vor allem Vielfahrer größere Akkus und damit auch schwerere Fahrzeuge bevorzugen. Ein Fahrzeug im A-Segment, also Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor wiegt heute durchschnittlich gut eine Tonne. Auch die SUV sind nur unwesentlich schwerer. Ein Kleinstwagen mit Batterieantrieb wiegt dagegen im Schnitt 1.130 kg. Im B-Segment der Kleinwagen sind die Unterschiede schon deutlicher: Hier kommt ein Verbrenner-Kleinwagen auf knapp 1.190 kg, das Durchschnittsmodell mit Mildhybrid-Antrieb sogar nur auf 1.157 kg. Dagegen bringt ein BEV schon fast 1,5 Tonnen auf die Waage. Ein Kleinwagen-SUV mit Verbrennungsmotor liegt im Mittel bei 1.325 kg, das vollelektrische Pendant kommt auf fast 1.680 kg. Ein Plus von jeweils mehr als 26 Prozent für die Stromer.

BEV-Modelle deutlich schwerer als Verbrenner

Und so setzt sich der Trend auch durch weitere Segmente – von den Kompakten über die gehobene Mittelklasse bis zur Oberklasse – fort. Immer sind die SUV schwerer als die Limousinen. Aber vor allem sind die BEV-Modelle (batterieelektrische Fahrzeuge) immer deutlich schwerer als die Verbrenner. Die elektrischen SUV im C-Segment (Kompaktwagen) wiegen durchschnittlich sogar 30 Prozent mehr als ihre Kollegen mit Benzin- und Dieselantrieb. Und ein elektrisches Oberklasse-SUV kommt im Schnitt auf mehr als zweieinhalb Tonnen – Leergewicht. "Das derzeitige Modellangebot an BEV in Deutschland schleppt gut 20 Prozent mehr Gewicht mit sich herum", sagt Eric Haase, Managing Director von Jato Dynamics in Deutschland.

Der paradoxe Trend bei Elektro-SUV

Nicht nur das Gewicht, auch die Leistung von Elektrofahrzeugen übertrifft die ihrer Verbrenner-Pendants deutlich. Im Durchschnitt haben BEV etwa 38 Prozent mehr Leistung. Modelle des A-Segments haben mit jeweils 90 PS noch mehr oder weniger identische Leistungswerte. Doch schon im B-Segment beträgt die Differenz bereits mehr als 28 Prozent für die Limousinen und fast 62 Prozent für die SUV. Nicht weniger als 210 PS hat ein durchschnittliches Elektro-SUV bei den Kleinwagen. Die Verbrenner begnügen sich mit 130 PS. Die elektrischen "Geländewagen" in der Kompaktklasse haben sogar fast 72 Prozent mehr Power anzubieten. Im Schnitt bringen sie 280 PS auf die Straße, Verbrenner nur 163 PS.

Höheres Gewicht hat keinen Einfluss auf Fahrleistung

Und dieses mehr an Power sorgt dafür, dass das meist höhere Gewicht der Elektrofahrzeuge bei den Fahrleistungen so gut wie nicht zu spüren ist. Schaut man auf das Leistungsgewicht (Kilogramm pro PS) nach Segmenten, dann haben E-Fahrzeuge eine theoretisch bessere Beschleunigung und mehr Drehmoment. Mit Ausnahme bei den Kleinstwagen und den SUV der Oberklasse verfügen die batterieangetriebenen Elektrofahrzeuge in allen Segmenten über das geringere Gewicht pro PS – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.

Technologischer Fortschritt als Lösung?

Das Wachstum in Größe, Gewicht und Leistung von Elektrofahrzeugen könnte langfristig ihre Umweltvorteile untergraben. Die steigende Nachfrage nach mehr Reichweite führt zu schwereren Batterien, was wiederum das Fahrzeuggewicht erhöht und die Reichweite erneut einschränkt – ein Teufelskreis. "Aus diesem Teufelskreis kommt man nur mit einem Technologiesprung heraus", sagt Eric Haase von Jato Dynamics. Zukünftige Innovationen müssen sich auf kleinere und leichtere Batterien konzentrieren, die dennoch eine hohe Reichweite bieten. Nur so können Elektrofahrzeuge nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch preislich attraktiver werden.

Das Schwergewicht-Ranking im Überblick*:

  • Cadillac Lyric: 2.774 kg
  • Mercedes-Benz EQS SUV: 2.760 - 3.075 kg
  • BMW i7: 2.595 - 2.770 kg
  • Audi Q8 (Sportback) e-tron: 2.585 - 2.725 kg
  • Volvo EX90: 2.579 - 2.787 kg
  • Lotus Eletre: 2.565 – 2.745 kg
  • Kia EV9: 2.501 - 2.749 kg
  • BMW iX: 2.440 – 2.670 kg
  • Mercedes-Benz EQE SUV: 2.430 – 2.690
  • Tesla Model X: 2.415 - 2.510 kg
  • Porsche Macan Electric: 2.404 - 2.480 kg
  • Audi Q6 SUV e-tron: 2.400 – 2.425 kg

*Das angegebene Leergewicht schwankt je nach Ausstattung. Quelle: Autokauf Sommer 2024