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Renault Arkana E-Tech Hybrid Test (2022) Mit drei Motoren Sprit sparen

Renault Arkana 2022 Foto: Renault 12 Bilder

Renault will mit dem Arkana Kunden bedienen, die den etwas anderen Geschäftswagen suchen. Jetzt gibt’s das schicke SUV-Coupé mit aufwendigem Hybridantrieb. Aber ist der auch sparsam?

Das Thema Hybrid interpretieren die Autohersteller durchaus unterschiedlich. Manchen genügt ein Startergenerator und eine kleine 12-Volt-Batterie als Antriebshilfe, um ein Hybrid-Schildchen aufs Heck zu kleben, andere Hersteller wie Renault betreiben mehr Aufwand. Die Franzosen koppeln einen Benziner mit zwei E-Motoren, einer 1,2 kWh großen Batterie und einem Automatikgetriebe, das 15 Fahrstufen- und Antriebskombinationen erlaubt. Nach dem Clio ist das 4,57 Meter lange SUV-Coupé Arkana nun das zweite Modell mit dieser Elektrounterstützung. Der sehr gut ausgestattete, 143 PS starke Arkana E-Tech Hybrid (Navigation, 18-Zöller, viele Assistenten) kostet 27.850 Euro (alle Preise netto). Das sind 2.100 Euro mehr als das Modell mit dem normalen, 140 PS starken Benziner.

Foto: Renault
Den Arkana gibt es in drei Motorisierungen: zwei Benzinern und einem Vollhybriden. Einen Diesel wird es nicht geben.

Der Aufpreis bewegt sich also in einem Größenbereich, den man sonst für einen Diesel bezahlen muss. Doch hat der Hybrid-Antrieb das gleiche Spritsparpotenzial? Dafür schicken wir den Wagen auf unsere 200 Kilometer lange Normrunde, die zu Beginn quer durch Stuttgart führt. Gleich fällt auf: Immer wieder schaltet sich der Benziner ab und der E-Antrieb übernimmt. Wie üblich bei Vollhybriden sinkt der Verbrauch mit steigenden Stopp-and-Go-Verkehr. Sobald der Wagen ausrollt, rekuperiert er und lädt blitzschnell die kleine Batterie nach, die dann die beiden 20 und 49 PS starken E-Motoren mit Strom versorgt. Am effizientesten klappt das im B-Modus der Automatik. Im Ein-Pedal-Betrieb steuert der Fahrer dann Geschwindigkeit und Bremse ausschließlich über den rechten Fuß. Nach 25 Stadtkilometern zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 4,9 Litern – nicht schlecht.

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Den kann der schicke, in Korea bei Samsung gebaute Viertürer auf der Autobahn natürlich nicht halten. Bis Tempo 130 helfen die E-Motoren noch ab und zu mit, darüber muss der 1,6 Liter große Benziner die Hauptarbeit übernehmen. Doch damit ist der nur 94 PS starke Vierzylinder spürbar überfordert. Nur mit viel Anlauf kämpft sich der Renault auf 150 und mehr Sachen. Auch das Tempo zu halten fällt ihm schwer. Immer wieder schaltet die Automatik zurück und lässt den Motor aufheulen.

Die Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h bleibt ein eher theoretischer Wert, und schon kleinere Steigungen bremsen den Wagen trotz Vollgas auf 120 km/h herunter. Vor allem dann, wenn der Akku leer ist und die E-Motoren nicht mithelfen. Auch bergige Landstraßen quält sich der Arkana mit jaulendem Aggregat hoch, sodass Passanten ihm erstaunt nachblicken.

Auf der Ebene und mit gezügeltem Gasfuß funktioniert der Antrieb besser. Wie in der Stadt schaltet sich der E-Antrieb dank der hohen Rekuperation häufig zu, wovon der Fahrer meist nichts spürt. Trotzdem schafft er auf unserer Normrunde nur einen Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern, über 2.000 Testkilometer verbrauchte er 7,5 Liter. Das ist ok für einen Mittelklasse-Benziner, an das Niveau eines Diesels kommt der Hybridantrieb aber nicht heran.

Dagegen überzeugen Optik, Raumangebot und Fahrverhalten. Das Auto fährt leise und federt komfortabel, seine serienmäßigen Assistenten arbeiten angenehm dezent im Hintergrund. Allzu dynamisch sollte man es aber nicht angehen, der Wagen ist eher sanfter Gleiter als Kurvenräuber.

Wer den R.S. Line ordert (30.085 Euro), ist bequem auf mit Stoff und Alcantara-bezogenen Sitzen untergebracht. Nur die Ergonomie hinter dem Steuer passt nicht wirklich, da sich das Lenkrad nicht weit genug herausziehen lässt und große Menschen die Beine stark anwinkeln müssen. Dafür haben auch die hinten Sitzenden genügend Platz, trotz des schrägen Dachs. Außerdem sorgen dort Belüftungsdüsen sowie zwei USB-Anschlüsse für prima Klima und gute Unterhaltung. Und wie steht’s mit dem Gepäck? 455 Liter passen in den Kofferraum. Allzu sperrig dürfen die Kisten oder Koffer allerdings nicht sein, da die flache Heckklappe die Höhe beschränkt. Sonst muss man eben die Rücklehne umlegen.

Foto: Immanuel Schneeberger
Die Sicht nach hinten ist wegen der flachen Scheibe eingeschränkt.

Das Menü des Online-Multimediasystem mit 9,3 Zoll großem Touchscreen und gut ablesbaren digitalen Instrumenten ist logisch aufgebaut. Schalter für die Lautstärke oder zum Zoomen der Straßenkarte würden jedoch die Bedienung erleichtern. Und die Sprachsteuerung mag man gar nicht erst bemühen. Abgesehen davon, dass sie wenig versteht, nervt sie mit ständigen Wiederholungen und Nachfragen.

Foto: Renault
Das Multimediasystem arbeitet mit Online-Daten. Unter "My Sense" kann man Farbe der Innenbeleuchtung oder Ansprechverhalten von Lenkung und Gas verstellen.

So hinterlässt der Arkana einen zwiespältigen Eindruck. Kilometerfresser und Autobahn-Junkies werden mit dem Hybridantrieb nicht glücklich. User-Chooser, die ihren Geschäftswagen eher auf Landstraßen und in der Stadt fahren, können das Potenzial des Motors eher ausnutzen. Und der Preis? Der liegt zwischen Kia Xceed und Mazda CX-30, die beide kleiner sind, und Audi Q3 Sportback oder Cupra Formentor, die in einer höheren Liga spielen. Unser Ausstattungstipp: Basisversion Intens plus Lederpaket samt Sitz- und Lenkradheizung für 29.109 Euro. Dann ist alles drin, was der Firmenwagen braucht.

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