Nachhaltiger Diesel HVO100 Ist das die Lösung für Fuhrparks?

Foto: Mobil in Deutschland e.V.

Der Flottenmarkt boomt. Dabei liegt der Dieselanteil bei knapp 40 Prozent. Von Antriebswende keine Spur. Es braucht praktikable Lösungen, um die Klimaziele zu erreichen, meint Dr. Michael Haberland von Mobil in Deutschland e.V.. Gehört HVO100 dazu?

Immer wieder wurde die Elektromobilität als der Weisheit letzter Schluss angepriesen. Die Flotten haben dabei eine Art Vorreiterrolle eingenommen und sich auch aus Umwelt- und Klimaaspekten für ein rein batteriebetriebenes Neufahrzeug (BEV) oder für ein Plug-in-Hybrid entschieden. Letzteres wurde dabei zunächst gut angenommen, allerdings wurden bei Abgabe der Fahrzeuge die Ladekabel für den Elektromotor fast immer original verpackt im Kofferraum aufgefunden. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Hinzu kommt die unzureichende Ladeinfrastruktur, die geringen Reichweiten und damit die fehlende Überzeugung für den Umstieg auf ein BEV, was den enormen Einbruch der Neuzulassungen in Deutschland erklärt, der in den letzten Monaten verzeichnet wurde.

Nachhaltige Alternative zum fossilen Diesel

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen und Betriebe also für eine nachhaltigere Pkw-Flotte? Hier kommen alternative, non-fossile Kraftstoffe ins Spiel. Denn der Verbrennungsmotor an sich ist nicht das Problem. Tatsächlich sind die Kraftstoffe, die dort verbrannt werden, ursächlich für Emissionen von Schadstoffen und Treibhausgasen. Seit 29. Mai 2024 ist mit der offiziellen Zulassung des neuen Dieselkraftstoffs HVO100 in Deutschland ein vielversprechender Anfang gemacht. Endlich, möchte man sagen, denn andere Länder wie Italien, die Niederlande oder Schweden sind hier schon weiter und haben HVO100 bereits erfolgreich in ihr Sprit-Portfolio aufgenommen.

Großer Effekt, wenn Flotten umsteigen

Besonders im Bereich der Flotten ist der Hebel durch die Nutzung alternativer Kraftstoffe enorm. Immer mehr Unternehmen steigen dabei auf HVO100 um wie beispielsweise die Deutsche Bahn, der Motorenbauer Deutz, Würth, der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel, die Otto Dörner Gruppe oder die Österreichische Post. Das zeigt, dass wir alle Optionen nutzen müssen – und dazu zählen besonders auch alternative Kraftstoffe wie HVO100. Mit der enormen Treibhausgas-Emissionseinsparung gegenüber fossilem Diesel kann HVO100 als erneuerbarer Kraftstoff einen wichtigen Beitrag zu weniger Emissionen in der Flotte und damit im Gesamtverkehr leisten. HVO100 ist ein Sofortprogramm, ganz ohne Verbote. So geht Innovation und Technologieoffenheit.

Mobil in Deutschland e.V. Foto: Mobil in Deutschland e.V.
Einführung von HVO100 an der BK Tankstelle in München.

33 Prozent weniger Feinstaub

Die Vorteile sprechen klar für sich: HVO100 oder auch hydriertes Pflanzenöl, ist ein Dieselreinkraftstoff, der durch die Umwandlung von Pflanzenölen, pflanzlichen und tierischen Fetten oder wiederverwertbaren Abfallstoffen wie Speiseölen und Fettresten entsteht. Man fährt quasi mit altem „Frittenfett“ und sorgt für eine Art Kreislaufwirtschaft. Dadurch emittieren Fahrzeuge, die mit HVO100 fahren, bis zu 90 Prozent geringere Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilem Diesel. Zudem sorgt HVO100 für eine sauberere Verbrennung und damit bis zu 33 Prozent weniger Feinstaubbelastung sowie bis zu 9 Prozent weniger Stickoxid-Emissionen, was besonders für Städte einen großen Mehrwert schaffen kann. Auch die bessere Lagerstabilität und langsamere Motorölalterung sprechen für den neuen Diesel.

HVO100 ist von steigender CO2-Bepreisung ausgenommen

Die Anwendungsmöglichkeiten sind ebenfalls breit gefächert und reichen von Schwerlast- und Güterverkehr, über Busse und Pkw bis hin zu Baufahrzeugen, Schiffen und Bahn. Die Verwendung dieses Kraftstoffs erfordert keine umfassenden Modifikationen an bestehenden Dieselanlagen oder -motoren, was eine reibungslose Transformation in die bestehende Fahrzeugflotte ermöglicht.

Die nationale Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Direktive der EU (RED II) mit der Treibhausgasminderungsquote setzt gezielte Anreize, dass erneuerbare Kraftstoffe wie HVO in den Verkehr gebracht werden. Zudem ist HVO100 von der steigenden CO2-Bepreisung ausgenommen. Damit ist der neue Diesel auch wirtschaftlich eine attraktive Option, um den individuellen CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu verringern.

Mobil in Deutschland e.V. Dr. Michael Haberland 2024 Foto: Mobil in Deutschland e.V.
Autor des Gastbeitrags ist Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V.

Neue Kampagne: HVO100 goes Germany

Als Automobilclub begrüßen wir die Markteinführung von HVO100 in Deutschland. Daher haben wir auch eine begleitende Kampagne ins Leben gerufen: HVO100 goes Germany. Viele namhafte Partner unterstützen dieses Vorhaben – darunter der Bundesverband freier Tankstellen, die mittelständischen Tankstellenbetreiber Benzin-Kontor, Roth Energie und Sprint, clever-tanken.de, FuelMotion, das Logistikunternehmen Große-Vehne, das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern, Tüv Süd oder die Vereinigung deutscher Autohöfe.

Weitere Informationen zu HVO100 sind auf der Webseite der Kampagne "HVO100 goes Germany" zu finden.