Eigentlich wollte BMW ihn nie. Dann kam der 2er Active Tourer doch. Der Van bricht mit der Tradition und hat mit kraftvollen Motoren vor allem sportliche Außendienstler im Visier. Wie es um seine Qualitäten steht und welche Variante der beste Firmenwagen ist, erfahren Sie in unserer Kaufberatung.
Nein, einen familientauglichen Van wollte BMW partout nicht, komme was wolle. Ebenso wenig einen mit Frontantrieb. So etwas passe nicht zum sportlichen Image der Marke, hieß es jahrelang aus der Münchener Führungsetage. Aber irgendwie schien dann doch noch etwas in der Modellpalette zu fehlen. Die Kehrtwende folgte, der 2er Active Tourer schlug ein neues Kapitel in der Firmengeschichte auf.
Er ist aber nicht nur der erste frontgetriebene Van von BMW, er sorgt auch für Konkurrenz im eigenen Haus. Der 2er Active Tourer ist nur 4,35 Meter lang und damit gut 28 Zentimeter kürzer als der 3er Touring, dem amtierenden Dienstwagen-Bestseller der Münchener. Das bringt Vorteile in der Stadt, die nicht von der Hand zu weisen sind. Entscheidender sind aber das Plus von zwölf Zentimetern an Höhe und die quer statt längs eingebauten Motoren. Diese Kombination bringt im Vergleich zum 3er-Kombi nicht nur einen beachtlichen Raumvorteil. In den Van steigt der Außendienstler bequemer ein, sitzt höher und hat so das Verkehrsgeschehen besser im Blick.
Es gibt viele Vans, aber keine so stark motorisierten
In welchem Umfeld aber tummelt sich der BMW? Ford C-Max, VW Golf Sportsvan, Renault Scénic, Vans gibt es viele. Schaut man die Premiumklasse an, wird die Luft allerdings dünner, dort rifft der 2er Active Tourer nur auf die B-Klasse von Mercedes. Und mit seinen bis zu 224 PS starken Motorenpalette steht der BMW konkurrenzlos da. PS-Power und Familien-Van schließt sich bei den anderen Herstellern aus.
Auch optisch setzt der 2er Active Tourer eigene Akzente, vor allem von der Seite. Wo die meisten Vans mit vielen geradlinigen Flächen und einer großzügigen Verglasung den Nutzfaktor auch optisch unterstreichen, steigt die Gürtellinie beim 2er Active Tourer stetig nach hinten an. Mit seinen ausladenden Schulterpartien mimt der BMW den Sportler. Sportlich muss es der Fahrer auch mit der Rundumsicht nehmen, denn die ist in diesem Auto eher mäßig. Zwar sitzt zwischen den zweigeteilten und recht massiven A-Säulen ein kleines Dreiecksfenster.
Dennoch kann es vorkommen, dass die stämmigen Säulen Fußgänger oder Radfahrer beim Abbiegen verdecken. Ebenso schränkt die kleine Heckscheibe die Sicht nach hinten ein. Deshalb sollte bei der Einparkhilfe Park Distance Control (PDC) ein Häkchen gemacht werden. Kostenpunkt: 378 Euro. Für 672 Euro lässt sich das Ganze noch mit dem Parkassistenten oder mit der Rückfahrkamera für 336 Euro krönen. Apropos Ausstattung. Neben der Einstiegsvariante bietet BMW vier weiteren Varianten an: Advantage, Sport Line, Luxury Line und M Sport. Während Advantage und Luxury Line den komfortbetonten Außendienstler ansprechen, ist bei den beiden anderen der Name Programm.
Basismodell nein danke. Die zweite Ausstattungslinie passt perfekt
Der günstigste Diesel 214d startet bei 23.529 Euro. Zwar bringt das Einstiegsmodell mit unter anderem Alu-Rädern, 6,5 Zoll großem Farbbildschirm, Klimaanlage sowie Bluetooth, City-Notbremse und Notrufassistenten schon einiges mit, die bessere Wahl ist aber die nächst höhere Advantage-Ausführung. Abhängig von der Motorisierung ist sie rund 1.000 Euro teurer, kommt aber mit Multifunktionslenkrad, Klimaautomatik, Tempomat mit Bremsfunktion, Nebelscheinwerfern und dem bereits erwähnten PDC und somit fast allem, was der Geschäftswagen im Alltag braucht. Natürlich ist die Aufpreisliste bei BMW ellenlang. Dafür hat der 2er Active Tourer alles zu bieten, was das Herz von Dienstwagenfahrern höher schlagen lässt. Es gibt Edelhölzer im Innenraum, ein hochauflösendes Head-up Display im direkten Sichtfeld des Fahrers, ein wohlklingendes 360 Watt-Soundsystem, Online-Multimedia bis hin zum Allradantrieb.
So viele Assistenzsysteme bietet sonst nur die Oberklasse
Bei den Fahrerassistenten gibt sich der kompakte BMW ebenso keine Blöße. Im Gegenteil, die Liste liest sich wie das Who is Who bedeutend ranghöherer Fahrzeuge. Dazu zählt auch Driving Assistant Plus. Das Paket beinhaltet eine aktive Geschwindig-keitsregelung in Verbindung mit einem Stauassistenten und bildet praktisch die Vorstufe zum autonomen Fahren. Aber bevor jetzt alle Außendienstler völlig unentspannt zurückschrecken sei erwähnt, dass die elektronischen Helfer den Komfort und die Sicherheit maßgeblich steigern. So hält der 2er Active Tourer bei einem Stau mit Stop&Go-Verkehr automatisch den Abstand zum Vordermann, lenkt, bremst und beschleunigt völlig selbsttätig und nimmt einem die Arbeit ab. In der von uns empfohlenen Advantage-Ausstattung berechnet BMW für das Driving Assistant Plus nur günstige 941 Euro. Klingt verlockend, jedoch muss immer ein Navi (ab 798 Euro) und eine Automatik (Sechsstufen ab 1.638 Euro) mitbestellt werden. Macht summa summarum mindestens 3.373 Euro. Zugegeben ein stolzer Preis. Sollte aber das Budget beim 2er Active Tourer mitspielen, lautet das Urteil: kaufen. Es lohnt sich.
Aber nicht nur bei der Sonderausstattung herrscht die Qual der Wahl. Gleiches gilt für die Motoren. Insgesamt neun Triebwerke sind im Angebot, darunter ist auch der brandneue Plug-in Hybrid 225xe. (siehe Kasten unten). Das Leistungsspektrum beginnt bei 95 PS, der Top-Benziner schiebt mit 231 PS an und der stärkste Diesel steht mit satten 190 PS konkurrenzlos gut im Futter. Der Twin-Turbo ist ein Sahnestück. Er besticht mit hoher Laufruhe und Durchzugskraft. Gefallen findet ebenso die spontan agierende Achtstufenautomatik. Aber das Wichtigste: trotz Frontantrieb fährt er sich wie ein typischer BMW: handlich und agil. BMW-like ist auch das aufgeräumte Cockpit. Weniger gefällt das geringe Platzangebot vorne und die Sportsitze. Sie bieten zwar guten Halt, sind aber zu schmal und dünn und bieten nicht den Langstreckenkomfort wie man ihn von den Bayern kennt. Hinten ist das Raumangebot wesentlich besser und in Ordnung. Aber das bieten andere Hersteller auch, oftmals zum günstigeren Preis. Wären da nicht die BMW-typischen Gene.
Die Varianten des BMW 2er Active Tourer
BMW fährt mit dem kompakten Van zweigleisig. Zum 2er Active Tourer gesellt sich mit dem 2er Grand Tourer eine besonders famillenfreundliche Variante. Der 2er Grand Tourer ist mit 4,56 Metern um 21 Zentimeter länger, hat einen elf Zentimeter längeren Radstand und ist optional auch als Siebensitzer erhältlich. Der Kofferraum ist mit 645 bis 1.905 Litern riesig, schrumpft zwar mit dritter Sitzreihe um 85 Liter, bleibt aber immer noch üppig. Immerhin hat der 2er Grand Tourer das größte und variabelste Gepäckabteil innerhalb der gesamten BMW-Palette. Das Motorenangebot ist bei beiden Vans umfangreich. Insgesamt neun Triebwerke, darunter fünf Benziner und vier Diesel, stehen zur Wahl. Brandneu wurde der Plug-in Hybrid 225xe ins Programm aufgenommen, dessen Kombination mit Dreizylinder-Benziner anstelle eines Vierzylinders und Elektromotor ungewöhnlich ist. Die Systemleistung beträgt dennoch stolze 224 PS, bei einem Verbrauch von nur zwei Litern. Seine elektrische Reichweite soll bei 41 Kilometern liegen.