Drastische Preisentwicklung Minicars sterben aus

Der neue Volkswagen up! Foto: SYSTEM

Günstige Kleinstwagen sind vom Markt verschwunden. Die Anzahl der angebotenen Modelle hat sich seit 2019 fast halbiert - sehr zum Ärger von Unternehmen mit Minicars in Flotten. Die Hintergründe erklären die Datenanalysten von Jato.

Autos müssen rentabel sein. Was nicht wirtschaftlich ist oder sich schlecht verkauft, fliegt aus dem Angebot. Seit einigen Jahren geht der Absatz der Kleinstwagen merklich zurück. Schärfere Abgasgrenzwerte und verpflichtende Assistenzsysteme für mehr Sicherheit machen den Einbau teurer Technik erforderlich – und damit die Autos immer kostspieliger. Zwischen 2019 und 2023 sind die Preise für Minicars um fast 50 Prozent gestiegen. Eine Elektrifizierung lässt die Preise noch weiter steigen, wie sich bei einigen Modellen im sogenannten A-Segment bereits zeigt.

Rückzug der Hersteller aus dem A-Segment

Zahlreiche Hersteller haben bereits angekündigt, ihre Minicars auslaufen zu lassen und keine Nachfolger mehr zu entwickeln. Technisch wäre eine Elektrifizierung möglich, aber die tatsächlichen Kosten sind mit der Preisgestaltung kaum zu vereinbaren. Hinzu kommen wachsende Anforderungen an die Sicherheit. Die Datenanalysten von JATO Dynamics haben die deutschen Zulassungszahlen von 2019 mit 2023 verglichen, um den Marktanteilsverlust des A-Segments, die verbleibenden Modelle und die Preisentwicklung zu untersuchen.

Dramatischer Absatzrückgang

Der Trend ist eindeutig: Wurden 2019 noch knapp 230.000 Kleinstwagen in Deutschland verkauft, so waren es 2023 mit gut 110.000 Einheiten weniger als die Hälfte. Damit ist der Marktanteil von 6,3 auf 3,9 Prozent deutlich zurückgegangen. Die Anzahl der angebotenen Modelle hat sich von 19 (Januar 2019) auf zehn (Januar 2024) fast halbiert. Bei den Modellversionen ist der Rückgang noch drastischer: Von 384 verschiedenen Varianten im Jahr 2019 auf nur noch 60 Anfang 2024. Die durchschnittliche Versionsanzahl pro Modell ist von gut 20 auf lediglich sechs gesunken.

Preisentwicklung im A-Segment

Die Preissteigerungen im A-Segment sind beträchtlich. Kostete ein Minicar 2019 durchschnittlich 12.750 Euro, so waren vier Jahre später knapp 18.400 Euro fällig – ein Anstieg um fast 50 Prozent. Bis Januar 2024 sank der Preis für Einsteigerautos dann wieder um knapp 1.000 Euro. Die Durchschnittspreise bei SUV im A-Segment stiegen nicht so drastisch, aber dennoch von 15.840 Euro (2019) auf gut 18.260 Euro Anfang 2024. Die beiden Fahrzeuggattungen liegen preislich jedoch näher beieinander als in anderen Segmenten, in denen SUV meist wesentlich teurer sind.

Verbleibende Kleinstwagen-Modelle und ihre Preise

Erstaunlich, aber wahr: Mit 14.555 Euro war ein deutsches Modell, der VW Up mit 1,0-Liter-Motor und 48 kW, das günstigste bis Herbst 2023 in Deutschland angebotene Auto. 2019 war der VW Up mit 44 kW noch für 10.260 Euro zu haben. Noch weniger kostete 2019 der Citroën C1 mit Einlitermaschine, dieser lag bei 9.240 Euro. Vor fünf Jahren konnte man sieben Modelle für weniger als 10.000 Euro kaufen. Heute kostet der Fiat Panda MHEV mit Mildhybrid-Antrieb fast 15.000 Euro, der Einstieg ins batterieelektrische Fahren beginnt bei knapp 22.000 Euro für den Elaris Pio aus China. Bei den kleinsten E-Autos hat sich das Preisniveau seit 2019 kaum verändert.

Verschiebungen bei den Zulassungszahlen nach Antriebsart

In den vergangenen fünf Jahren hat sich bei den Zulassungszahlen nach Antriebsart viel getan. Im Januar 2019 wurden knapp 17.000 Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor und nur 550 mit Elektroantrieb zugelassen. Ein Jahr später waren es 9.000 Verbrenner und 1.200 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV). Anfang 2024 wurden nur noch 3.200 Verbrenner, aber fast 1.500 Fahrzeuge mit Mildhybrid-Antrieb und 1.200 BEVs abgesetzt. Einen Monat vorher waren es noch fast 4.200. E-Autos wurden damals noch staatlich gefördert.

Folgen für Pkw-Flotten

Die Entwicklung im A-Segment hat auch erhebliche Auswirkungen auf Pkw-Flotten. Kleinwagen sind für Flottenbetreiber oft eine wirtschaftliche Wahl, insbesondere für Unternehmen, die Wert auf Kosteneffizienz und niedrige Betriebskosten legen. Der Rückgang der Kleinstwagenmodelle bedeutet weniger Auswahl und höhere Preise, was die Rentabilität und Wirtschaftlichkeit der Flotten negativ beeinflusst. Die Elektrifizierung und die damit verbundenen Kostensteigerungen stellen zusätzliche Herausforderungen dar.

Fazit

Der Niedergang der erschwinglichen kleinen Autos ist nicht das Ergebnis herzloser Konzernstrategien, sondern eine Konsequenz der politischen Vorgaben für mehr Umweltschutz und Sicherheit. Die Elektrifizierung bleibt die einzige Möglichkeit für Hersteller, die Umweltauswirkungen ihrer Fahrzeuge zu reduzieren. Es ist zu erwarten, dass sich das Angebot in den kommenden Jahren weiter diversifizieren wird und vermehrt in Richtung kleiner E-Autos gehen könnte. Welche Modelle sich durchsetzen und zu welchen Preisen, bleibt abzuwarten. Deutschland, die USA, China und Frankreich haben jeweils starke Kandidaten, die ihre Optionen ins Rennen schicken können.