Die Auswahl an Motoren und Ausstattungen für den Renault Mégane Grandtour ist riesig. Die Kaufberatung hilft, den schicken Kombi als Firmenwagen zu konfigurieren.
Es muss nicht immer VW Golf sein, die hart umkämpfte Kompaktklasse bietet etliche brauchbare Alternativen. Den Renault Mégane etwa. Der Franzose sieht gut aus und ist technisch auf neuem Stand (Markteinführung September 2016). Insgesamt acht Motorisierungen und sieben Ausstattungsvarianten lassen darüber hinaus keine Wünsche unerfüllt. Hinzu kommen reichlich Fahrassistenten und Komfortfeatures wie das Head-up-Display oder der Massagesitz für den Fahrer.
Angeboten wird der Mégane in zwei Versionen: Als fünftüriges Fließheck oder als Kombi, den hierzulande mehr als die Hälfte aller Kunden bestellt und der speziell als Geschäftswagen beliebt ist. Der Mégane Grandtour startet als günstigster Diesel mit 110 PS bei 18.899 Euro und kostet 840 Euro mehr als der Fünftürer. Unter seiner großen Klappe bietet er ein Ladevolumen von 521 bis 1.504 Litern
Ein Kombi mit praktischen Ideen
Damit zählt der Franzose zwar nicht gerade zu den geräumigsten unter den kompakten Kombis, doch im Stauraum findet sich eine Menge praktische Detaillösungen. So schnippt das Gepäckrollo mit einem Fingertipp von selbst nach hinten und verschwindet bei Nichtbedarf unter dem höhenverstellbaren Ladeboden. Die Rücksitzlehnen lassen sich ebenso galant auch vom Heck aus entriegeln und für besonders langes Ladegut kann die Beifahrerlehne einfach nach vorne geklappt werden.
Ein Blick auf das sauber verarbeitete Interieur zeigt, dass die Franzosen bei ihrem Kompakten aber einiges anders machen als die Mitbewerber. Statt auf analoge Instrumente blickt der Fahrer im Mégane auf ein digitales Display. Dabei kann der Fahrer aus fünf Layouts wählen. Gleichzeitig beleuchten LED-Leisten in den Türen den Innenraum wahlweise grün, blau, oder rot. Von Eco bis Sport, je nach Modus, wandelt sich auch das Ansprechverhalten von Motor und Lenkung. Wurde zudem das Doppelkupplungsgetriebe (EDC) für 1.597 Euro geordert, verändert sich die Schaltcharakteristik von gelassen (Eco) bis hin zu flott (Sport). Das komfortable EDC-Getriebe ist allerdings für den gängigsten Firmenwagen-Motor, den 130 PS starken Diesel, überhaupt nicht lieferbar. Wir finden das ausgesprochen schade.
Auch die Mittelkonsole ist unkonventionell gestaltet. Dort thront kein breites Infotainment-System, sondern wie bereits im Talisman oder Espace ein hochformatig eingepasster Touchscreen. Optisch ähnelt das R-Link 2 genannte System einem Tablet, und auch die Benutzung ist daran angelehnt. Zoomen, Wischen, Tippen, all das kennt man. An die etwas eigenwillige Nutzerführung dagegen muss man sich erst gewöhnen.
In jedem Fall sollte man gleich das optisch gut aufbereitete und schnell rechnende Navi auf Tomtom-Basis mitbestellen, zumal es nur 412 Euro kostet. Außerdem nutzt es für die Routenführung Staudaten via TMC in Echtzeit und zeigt übersichtlich freie oder verstopfte Straßen. Natürlich kann man sich über die auf Android Auto oder Apple Car Play hinterlegten Navisysteme leiten lassen. Zusätzlich kann der Fahrer teils kostenlose Apps aus dem Renault-Store herunterladen. Darunter speziell für den Fahrer von Geschäftswagen nützliche Funktionen. So kann er sich Mails vorlesen lassen, seinen Kalender verwalten oder im WLAN die Kartendaten des Navisystems aktualisieren.
Unübersichtliche Karosserie: Einparksensoren sind Pflicht
Für einen Kompaktkombi bietet der Mégane überraschend viel Platz. Der Fahrer findet auf Anhieb eine geeignete Sitzposition, und selbst hinten fühlen sich die mitreisenden Kollegen noch wohl und ecken nirgendwo an. Allerdings ist das Auto extrem unübersichtlich. Schmale Fenster und eine breite D-Säule erschweren den Blick nach hinten. Darum gehören die rückwärtigen Einparksensoren beim Mégane Grandtour zur Pflichtausrüstung. Für das Basismodell Life kosten sie als Nachrüst-Zubehör 192 Euro (zzgl. Montage), jedoch ist die Einstiegsvariante ohnehin nur für den 100 PS starken Benziner erhältlich und damit für die meisten Dienstwagenfahrer wohl eher uninteressant.
Bei der nächsten Ausstattungsstufe Play stehen die hinteren Sensoren werksseitig für 328 Euro bereit und ab der Variante Intens sind sie am Heck immer Serie. Selbstverständlich bietet Renault für den Mégane auch einen komfortablen Einparkassistenten an, der für 748 Euro (Serie bei Symphony) im Paket erworben werden kann. Dann sind eine Rückfahrkamera sowie ein Toter-Winkel-Warner genauso mit an Bord wie die Parkpiepser vorne. Renault-Fahrer mögen es scheinbar am liebsten bequem, denn unter allen Mégane-Käufern ist Easy Parking das beliebteste Paket.
Überhaupt bündeln die Franzosen viele Extras, was sie gegenüber dem Einzelkauf etwas günstiger macht. Für Sicherheit sorgt das Safe-Cruising-Paket (664 Euro) mit adaptivem Tempomat, Notbremsassistent und Abstandswarner. Empfehlenswert unter den vielen Angeboten ist ebenso das Night-Paket mit hellen, statischen LED-Scheinwerfern und einem Head-up-Display für insgesamt 1.000 Euro.
Die Bose Edition ist eine gute Wahl
Was die Grundausstattung betrifft, raten wir zur ausgewogenen Mitte, die mit Intens oder der noch besseren Bose Edition gleich zwei Alternativen bietet. Letztere ist zwar 1.932 Euro teurer als Intens, hat aber alles an Bord, was ein vernünftig ausgestatteter Firmenwagen braucht. Das gut klingende Soundsystem von Bose etwa oder das oben genannte Navi mit Onlineanbindung. Dazu gibt‘s 17-Zoll-Alu-Räder oder die Massagefunktion für den Fahrersitz.
Die darüber positionierte Symphony-Variante bringt dagegen mit dem bereits erwähnten Night-Paket sowie dem Safe-Cruising-Paket eine Menge an Fahrerassistenten mit. Die Ausstattung GT-Line wiederum differenziert sich mit sportlichen Accessoires, während die noch dynamischere GT-Version ausschließlich für den Top-Diesel mit 163 PS und den Top-Benziner mit 205 PS erhältlich ist. Hier sind unter anderem ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs (Diesel) oder sieben Gängen (Benziner) und eine Allradlenkung Serie.
Diesel noch ohne Adblue und SCR-Kat
Wer mit dem Franzosen unterwegs ist, lernt ihn vor allem beim Cruisen zu schätzen. Das macht er prima. Der Renault bietet einen hohen Fahrkomfort, ist sehr leise und bis auf die etwas schwammig ansprechende Lenkung geht auch das Handling in Ordnung.
Unter den vielen Motoren setzt sich insbesonders der 130 PS starke Diesel gut in Szene. Er kostet ab 22.345 Euro, wobei man auch hier gleich die empfehlenswerte Bose Edition (24.277 Euro) wählen sollte. Sein kultivierter, vibrationsarmer 1,6-Liter-Diesel liefert ordentliche Fahrleistungen und schwächelt höchstens im Durchzug bei mittleren Geschwindigkeiten. Was an dem sehr lang ausgelegten sechsten Gang liegt. Zum Überholen muss man also immer herunterschalten. Andererseits sorgt der lange Sechste für einen angemessenen Testverbrauch. Mit viel mehr als 6,5 Litern muss man nicht rechnen.
Wie alle Triebwerke schafft er natürlich Euro 6, wobei Renault bei den Dieseln auf die Abgasnachbehandlung per SCR-Kat und Adblue verzichtet. Wann die für den Mégane kommt, ist noch offen.
Vergleicht man den Mégane Grandtour dCi 130 mit seinen Wettbewerbern wie Ford Focus Turnier 1.5 TDCi, Opel Astra Sports Tourer 1.6 Diesel und Peugeot 308 SW HDi 130, zeigen sich Unterschiede bei den Kosten. Während alle Kandidaten in Sachen Wertverlust nahezu gleichauf liegen, erweist sich der Renault als teurer im Unterhalt. Das liegt an der schlechteren Vollkaskoklasse und damit an höheren Versicherungskosten. Aber auch die Kosten für Wartung und Verschleiß sind nicht ganz günstig. Mit einem Ford Focus oder Opel Astra fährt man in dieser Hinsicht etwas billiger, für den Peugeot liegen aktuell noch keine Werte vor.
Für den Mégane allgemein und speziell für den 130-PS-Diesel spricht dagegen die sehr gute Ausstattung und die relativ preiswerten Extras. Und mit seiner fünfjährigen Garantie bietet er mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Jahre mehr als die meisten Konkurrenten in der Golf-Klasse.
Plus
Kräftiger und kultivierter Diesel, geringer Verbrauch, präzise Schaltung, gutes Platzangebot, angenehmer Fahrkomfort, wenig Wind- und Abrollgeräusche, umfangreiche Sicherheits- und Assistenzsysteme lieferbar, akzeptabler Grundpreis und gute Ausstattung, günstige Ausstattungspakete, fünf Jahre Garantie.
Minus
Dieselmotoren ohne Stickoxid-Abgasnachbehandlung, hohe Wartungs- und Reparaturkosten, etwas schwammige Lenkung, gewöhnungsbedürftiges Mulitmedia, unübersichtlich nach hinten, Basisausführung mit nur wenigen Optionen aufrüstbar.