Die Mercedes E-Klasse zählt zu den begehrtesten Firmenwagen. Im Modellcheck weisen wir den Weg durch die unzähligen Motoren, Ausstattungen und Extras.
Ein schicker, neuer Dienstwagen zählt nach wie vor zu den geschätzten Anreizen in der Arbeitswelt. Aber wie beflügelt man die Kollegen des gehobenen Managements, oder wie motiviert sich gar der Chef selbst? Mit einem standesgemäßen Premiumfahrzeug wie etwa der Mercedes E-Klasse.
Inzwischen ist die 2016 neu eingeführte Businessclass zu einer großen Modellfamilie herangereift. Neben der klassischen Limousine stehen Cabrio, Coupé und natürlich auch der Kombi zur Wahl. Rund die Hälfte der Käufer entscheiden sich fürs T-Modell, das insbesondere wegen seines hohen Ladevolumens bei Dienstwagenfahrern heiß begehrt ist.
Das richtige Modell zu finden fällt aber nicht leicht: Neun Motorisierungen mit 150 bis 612 PS, einige davon mit Allradantrieb, werden für den Kombi angeboten. Eine sanft agierende Neunstufenautomatik ist immer Serie. Hinzu kommen zahlreiche Ausstattungs- und Designlinien sowie eine immense Fülle an optionalen Extras
Holz, Metall, Stoff, Leder: Der Innenraum lässt sich individuell einrichten
Lobenswert, denn das sorgt für ein breites Spektrum an Personalisierung, macht aber wiederum die Entscheidung nicht einfacher. Das genaue Studieren der 106 Seiten dicken Preisliste gehört daher zur Pflichtlektüre, damit am Ende auch wirklich alles passt. Neben
dem Basismodell kann die E-Klasse in komfortabel und edel eingerichteter Exclusive-Version, als sportlicher Avantgarde oder noch dynamischere AMG-Line geordert werden. Offenporige Hölzer oder feines Leder steigern das Ambiente an Bord. Noch individueller lässt sich der Mercedes mit dem Designo-Programm aufwerten. Dann gibt es exklusive Außenlackierungen, weiches Nappaleder oder Interieurelemente aus Klavierlack und Magnolienhölzern.
In Sachen Luxus bleibt also kaum ein Wunsch unerfüllt. Genauso hohe Maßstäbe setzt die Marke bei aktiver und passiver Sicherheit. Ist der Wagen mit den zahlreichen, teils aufpreispflichtigen Fahrerassistenten ausgestattet, fährt er sogar teilautonom.
Zunächst aber die Fakten: Motorenseitig geht’s mit dem 150 PS starken 200 d los, der in der Grundausführung 40.295 Euro kostet. Basis bedeutet hier auch Basis, allerdings in gewohnter Premiumqualität. Wer dann bei der Bestellung viele Häkchen setzt, treibt den Preis nochmals locker um den Neuwert eines Kompaktwagens hoch. Unter all den Extras empfehlen wir auf jeden Fall das Business-Paket zum Preis von 2.330 Euro. Es enthält LED-Performance-Scheinwerfer, ein Garmin-Navi mit Live-Verkehrsmeldungen, das Park-Paket mit Rückfahrkamera sowie die Sitzheizung vorne. Außerdem kann der Fahrer über die App Remote Online per Smartphone Fahrzeugdaten abfragen. Man mag vielleicht nicht alles wirklich brauchen, trotzdem ist das Paket sinnvoll, weil wesentlich billiger als die Einzeloptionen. Außerdem kann man weitere Extras verbilligt dazubestellen – Assistenzsysteme etwa. Von denen bietet die E-Klasse so ziemlich alles, was der Markt derzeit hergibt.
Fahrerassistenzpakete fassen etliche Systeme zusammen. Das Plus-Paket (2.400 Euro) etwa scannt und analysiert die Umgebung und erlaubt teilautonomes Fahren. Dann lenkt und bremst der Schwabe wie von Geisterhand, folgt dem vorausfahrenden Verkehr bis 210 km/h in sicherem Abstand und wechselt nach einem Tipp am Blinkerhebel selbsttätig die Fahrspur. Trotzdem verlangt der Mercedes vom Fahrer, dass er die Hand am Lenkrad hat. Dann merkt man auch schnell, wie feinfühlig und unaufdringlich der Wagen den Fahrer beim Lenken unterstützt. Auf engen Straßen beispielsweise verhindert das System wirkungsvoll, dass ein unaufmerksamer Fahrer nach links in den Gegenverkehr fährt oder abdriftet. Auch der Abstandstempomat arbeitet wesentlich besser als in vielen anderen Fahrzeugen, reagiert schnell und lässt keine allzu große Lücken zum Vorausfahrenden.
Auch Knöllchen, wegen zu schnellen Fahrens, kann man mit eingeschaltetem Tempomaten im autonomen Fahrmodus vermeiden, da sich der Wagen dann ans Tempolimit hält. Und wer seine E-Klasse nicht selbst in enge Lücken zirkeln möchte, bucht das Remote-Park-Paket (1.220 Euro) samt dazugehöriger App.
Zu den Highlights zählen auch die LED-Multibeamscheinwerfer mit 84 individuell ansteuerbaren LED. Sie passen den Lichtkegel perfekt allen Witterungs- und Fahrbahnverhältnissen an. Die 1.950 Euro gegenüber den LED-Basisscheinwerfern lohnen sich.
Doppel-Displays im XXL-Format
Bei der Sicherheit hat die E-Klasse längst zur S-Klasse aufgeschlossen, und auch der Innenraum präsentiert sich ähnlich innovativ. Besonders mit dem Multimediasystem Comand Online (2.750 Euro). Dann weist das Display für Navi, Telefon oder Radio eine riesige Bildschirmdiagonale von 31,2 Zentimetern (12,3 Zoll ) auf und stellt alle fahrerrelevanten Informationen hochauflösend dar. Sämtliche wichtigen Bedienfunktionen werden über ein Drück-Dreh-Regler samt Touchpad auf der Mittelkonsole abgerufen oder alternativ über die filigranen Touchpads am Multifunktionslenkrad. Und wer weitere 850 Euro Budget übrig hat, wählt anstelle der analogen Instrumente das 12,3 Zoll breite digitale Cockpit. Damit lässt sich das Kombiinstrument unterschiedlich darstellen. Klassisch etwa mit Drehzahlmesser und Tacho als Rundinstrumente oder nur mit Drehzahlmesser und digitaler Tempoanzeige.
Lademeister im Premiumsegment
Die Optik stimmt also. Die Materialien auch. Gleiches gilt für die Verarbeitungsqualität sowie die hervorragende Geräuschdämmung, die bei Mercedes einen hohen Stellenwert einnimmt. Aber wie sieht’s mit dem reinen Nutzwert aus? Dank serienmäßiger Luftfederung an der Hinterachse schleppt das T-Modell als E 220 d ordentliche 670 Kilo. Die Heckklappe öffnet und schließt ab Werk elektrisch und gibt einen riesigen 640 Liter großen Kofferraum frei. Werden die im Verhältnis 40/20/40 dreigeteilten Rücksitzlehnen umgelegt, wächst der topfebene Laderaum auf 1.820 Liter. Zwar hat das aktuelle T-Modell gegenüber seinem Vorgänger etwas an Stauvolumen eingebüßt, doch im direkten Vergleich zu Audi A6 Avant, BMW 5er Touring oder Volvo V90 liegt der Schwabe nach wie vor unangefochten in Führung.
Auch die Passagiere finden auf allen Plätzen ein üppiges Raumangebot vor. Vorne können sie sich sogar von den belüfteten Massagesitzen (1.950 Euro) durchkneten lassen
Sparsam bis sportlich: die Motoren
Das Leistungsspektrum der Motoren reicht von 150 PS im E 200 d bis hin zu 612 PS beim Topmodell E 63 S 4Matic+. Die Antriebspalette fällt für das T-Modell ausgesprochen reichhaltig aus, jedoch nicht ganz so umfangreich wie bei der Limousine. Bei ihr werkelt unter der Motorhaube einstweilen noch exklusiv ein Benziner-Hybrid. Wann der umweltschonende E 350 e in den Kombi einzieht, ist noch offen. Wir rechnen mit dem nächsten Jahr. Aktuell jedoch zählt der 194 PS starke E 220 d zumbeliebtesten Antrieb in der E-Klasse überhaupt. Der neu entwickelte Zweilitervierzylinder reinigt die Stickoxide – wie alle Mercedes-Diesel – mittels Adblue sowie SCR-Kat und ist eine sprintstarke, souveräne Antriebsquelle. Besonders auf der Langstrecke.
Der 220er kostet zwar 2.330 Euro mehr als der E 200 d mit 150 PS, ist aber wesentlich lebendiger und hat ordentlich Kraft. Vielfahrer sollten übrigens gleich den größeren 66-Liter-Tank (Serie im Business-Paket, sonst 50 Euro extra) mitbestellen. Denn mit den 4,2 Litern des Normverbrauchs kommt man in der Praxis nicht hin. In unserem Test genehmigte sich der E 220 d im Schnitt 6,5 Liter, was in Anbetracht von Leistung und Gewicht (1.780 Kilo) aber noch immer angemessen ist.
Wer gemäßigte Trinksitten bei noch besseren Fahrleistungen sucht, findet im E 350 d den passenden Antrieb. Der Dreiliter-V6 soll mit im Durchschnitt 5,6 Litern auskommen, bringt es auf stramme 258 PS und sprintet bei Bedarf innerhalb von nur sechs Sekunden auf Tempo 100. Der Mehrpreis für diesen Topdiesel liegt gegenüber dem E 220 d mit 6.675 Euro dementsprechend höher. Allen drei Selbstzündern gemeinsam ist der auf Wunsch lieferbare Allradantrieb 4matic. Der Aufpreis beträgt hier wie dort 2.300 Euro.
Mercedes E-Klasse zu fahren ist ein teures Vergnügen
Bei den Kosten schneidet der Schwabe etwas schlechter ab als das Premiumumfeld. Zwar belastet der bloße Kauf des 194 PS starken Diesel-Kombis das Budget kaum mehr als der BMW 520d Touring. Für Wartung und Verschleiß muss man jedoch höhere Kosten einkalkulieren. Auch Audi A6 Avant 2.0 TDI oder Volvo V90 D4 sind deutlich günstiger im Unterhalt. Speziell der Volvo punktet in der Konkurrenzbetrachtung. Er glänzt nicht bloß mit dem geringsten Einstiegspreis, sondern auch mit den geringsten Wartungskosten.
Während der Audi im Mittelfeld landet, spricht für den BMW eine solide Restwertprognose. Jedoch gewähren die Bayern nur eine zweijährige Händlergewährleistung anstelle einer vernünftigen Garantie. Sollte der Händler Pleite gehen, wird es schwierig, etwaige Ansprüche geltend zu machen. Da sind die Eigner eines Audi, Volvo, aber auch eines Mercedes auf der sicheren Seite.
Plus
Großzügiges Raumangebot, hohes Sicherheitsniveau mit vielen Assistenzsystemen, kraftvoller und sparsamer E 220 d, gut abgestufte Neungangautomatik, komfortables Fahrwerk, direkte Lenkung, handliches und sicheres Fahrverhalten, einfache Bedienung, sehr gute Verarbeitung, hohes Maß an Individualisierung
Minus
Sehr hoher Grundpreis, teure Extras, teilweise kleinliche Aufpreispolitik (größerer Tank), relativ hohe Wartungskosten bei 60-monatiger Nutzung, nur zwei Jahre Garantie