Fahrbericht Toyota Proace Max Electric Echte Konkurrenz aus Japan?

Toyota Proace Max Electric 2024 Foto: Toyota 13 Bilder

Mit dem Proace Max Electric will Toyota in der Liga von VW Crafter, Mercedes Sprinter und Ford Transit mitspielen. Warum der Plan aufgehen könnte.

Drei Längen, zwei Antriebsarten, unzählige Versionen und ein Plan: Toyota bläst mit dem neuen Proace Max zum Sturm auf die Klasse der Leichten Nutzfahrzeug, (Light Commercial Vehicles, LCV) bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Auch die übrigen Toyota-LCV, der Proace ohne Namenszusatz sowie der kleine Proace City wurden zur Modellpflege aufgehübscht. Mit dem Max wollen die Japaner in der Liga der VW Crafters, Mercedes Sprinter und Ford Transit spielen. Der Plan könnte aufgehen, zumal der Toyota flexibler ist als die meisten Konkurrenten. Wer meint, er kenne das neue Gesicht der Toyota-LCV, täuscht sich nicht. Die Proace-Reihe entsteht in Zusammenarbeit mit Stellantis und wird in den Werken des Konzerns in Polen, Frankreich und Spanien gefertigt. Ähnlichkeiten mit Fiat Ducato, Peugeot Boxer, Citroen Jumper oder Opel Movano sind durchaus kein Zufall.

Proace Max: drei Längen, zwei Radstände

Der ohne Spiegel 2,05 Meter breite Proace Max ist in drei Längen (5,41/6,00/6,36 m) und zwei Radständen (3,45/4,04 m) lieferbar. Die Höhe bewegt sich - je nach Dachaufbau - zwischen 2,52 und 2,76 m. Verkauft wird zunächst der Kastenwagen, ab dem ersten Quartal 2025 gibt es den Max auch als Pritschenversion mit oder ohne Kipp-Funktion. Für den individuellen Aufbau - beispielsweise als Wohnmobil - verkauft Toyota, wie die anderen Stellantis-Töchter, auch das nackte Fahrgestell. Die Preise beginnen bei vergleichsweise humanen 34.849 Euro (alle Preise netto) für den kleinen Kasten, der größte schlägt mit 48.538 Euro zu Buche. Die Preise für die Pritschenversion (nur Langversion) beginnen bei 40.160 Euro.

Toyota Proace Max Electric 2024 Foto: Toyota

Die Höhe bewegt sich - je nach Dachaufbau - zwischen 2,52 und 2,76 m.

Diese Preise beziehen sich auf den Antrieb mit 2,2 Liter Vierzylinder-Dieselmotor, der in drei Leistungsstufen mit 120,140 und 180 PS angeboten wird. Deutlich darüber liegt der Max, wenn er mit dem 279 PS starken Elektromotor geordert wird. Dann werden zwischen 55.819 und 59.773 Euro fällig. Im Fahrbetrieb weiß der elektrische Max zu überzeugen. Fast lautlos gleitet die Fuhre dahin, das bärenstarke Aggregat tut sich leicht mit dem hohen Leergewicht, welches das Fahrzeug etwas schwerfällig und träge macht. Das Gewicht ist auch der Knackpunkt: 2.790 Kilogramm bringt der leere Elektromax bereits auf die Waage, er dürfte also eigentlich nur 710 Kilogramm zuladen.

110 kW-Batterie ermöglicht WLTP-Reichweite bis 537 km

Ein Trick bei der Homologation - die Antriebsbatterie zählt quasi als Tank und wird daher bei der Berechnung des Maximalgewichts nicht mitgerechnet - beschert ihm dennoch eine maximale Zuladung von 1.460 Kilogramm. Entspannung gibt es für den Elektromax beim Lademanagement. Die 110 kW-Batterie ermöglicht dem Kastenwagen eine WLTP-Reichweite zwischen 360 und 537 Kilometern, in 55 Minuten ist der leere Stromspeicher am Schnelllader wieder bei 80 Prozent. Auch die Anhängelast kann sich mit gebremsten 2.400 Kilogramm durchaus sehen lassen, bei den Dieseln sind es, je nach Ausführung, zwischen 2.200 und 3.000 Kilogramm.

Toyota Proace Max Electric 2024 Foto: Toyota

Das Cockpit im Proace Max ist modern und fast Pkw-artig eingerichtet.

Segment der 3,5 Tonnen leichten Nutzfahrzeuge boomt

Mit dem Proace Max betritt Toyota Neuland und hofft, an dem antizyklischen Boom teilzuhaben, den das Segment der 3,5 Tonnen leichten Nutzfahrzeuge in den vergangenen Jahren in ganz Europa erlebt hat. Die Japaner glauben, mit dem Max ihre LCV-Verkäufe von derzeit 140.000 auf 180.000 Stück im kommenden Jahr steigern zu können. Dafür bemühen sie sich um Vollständigkeit. Zum größten Ladevolumen seiner Klasse - 17 Kubikmeter - kommt eine Unzahl an Aufbaumöglichkeiten. Die Produktion in Europa macht es möglich, dass Toyota sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren kann. "Wir erwarten, dass 90 Prozent aller Bestellungen kundenspezifisch angepasst werden", erklärt Etienne Plas von Toyota Europe. Ab Werk gibt es zwei Radstände, drei Längen und drei Höhen, dazu einfache und Doppelkabinen. Für ausgefallenere Wünsche - etwa Werkstattausrüstungen - zertifiziert Toyota Auf- und Umbaupartner.

LCV-Joint-Ventures mit Stellantis

Der Proace Max ist die konsequente Fortführung des LCV-Joint-Ventures mit Stellantis, die bereits vor mehr als zehn Jahren - damals noch mit PSA und Fiat - begann. Heute decken die Partner sämtliche Bereiche der LCV ab und auch die kleineren Ausgaben der Proace-Reihe hat Toyota modellgepflegt. So kommt die dritte Generation des Proace (ohne Namenszusatz) nun ebenfalls mit einem 136 PS starken Elektromotor, der wahlweise mit einer 50- oder einer 75 kWh-Batterie kombiniert wird. Der Innenraum ist wertiger geworden, was besonders für die "Verso"-Varianten gilt, die schon deutlich das Nutzfahrzeug-Ambiente verlassen und sich in Richtung Pkw entwickelt haben. Damit zielt der Proace deutlich auf den ID.Buzz von VW. Die Preise für den Proace mit 1,5 Liter Diesel (120 PS) beginnen bei 31.008 Euro, der günstigste 2,0-Liter Diesel ist für 32.437 Euro zu haben und der billigste Elektroantrieb für glatte 37.395 Euro.

Toyota Proace Max Electric 2024 Foto: Toyota

Praktisch: Die seitlich öffnenden Hecktüren lassen sich maximal aufklappen.

Toyota Proace City spielt in der VW-Caddy-Liga

In der VW-Caddy-Liga spielt das kleinste LCV von Toyota, der Proace City. Als einziger der Reihe ist er als Hybrid mit einem1,2 Liter kleinen Benzinmotor mit 110 PS für 20.870 Euro zu bekommen, daneben gibt es den City selbstverständlich mit 1,5-Liter Dieselantrieb in zwei Stärken (102 PS und 130 PS). Der stärkere Diesel in mittlerer Ausstattungslinie kostet 31.202 Euro. On top lässt sich der City Verso auch rein elektrisch fahren, mit einer 50 kWh-Batterie, die dem E-Motor 136 PS entlockt. Ladezeit: 32 Minuten, Reichweite WLTP zwischen 343 und 465 Kilometer.

Unterschied zwischen Pkw und Nutzfahrzeug verschwindet

Der Unterschied zwischen Nutzfahrzeug- und Pkw-Version - auch beim City "Verso" genannt - ist in dieser kleinsten Nutzfahrzeugklasse noch augenfälliger. So kann der City sogar mit Lederausstattung geordert werden. Wer dies nicht benötigt, erhält für relativ wenig Geld eine Menge Auto. Der Proace City Verso macht deutlich, warum das Segment gerade bei jungen Familien hoch im Kurs steht. Wird das Auto elektrisch bewegt, fühlt es sich wegen des hohen Eigengewichts und der Nutzfahrzeugauslegung des Fahrwerks relativ träge an. Doch die sportliche Kurvenfahrt ist nicht das Terrain dieser Fahrzeugklasse; eher schon der Transport von Nachwuchskickern, Geburtstagsgeschenken oder Marktständen. Und genau bei solchen Herausforderungen ist die Variabilität der Toyota-Fahrzeuge viel wert.

Fahrbericht Mercedes E-Sprinter
Reichweite wächst deutlich

Toyota Proace Max Electric - Technische Daten

Leichtes Nutzfahrzeug bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht; Länge: 5,99 Meter, Radstand: 4,03 Meter, Breite: 2,05 Meter (ohne Außenspiegel), Höhe: 2,76 Meter (Hochdach); Zuladung: 1460 kgElektromotor mit 279 PS; Drehmoment: 410 Nm, Vmax: 130 km/h, Frontantrieb, WLTP-Verbrauch: 26,2-31,2 kW/h auf 100 km, CO2-Emissionen: 0, Preis: ab 58.168 Euro

Toyota Proace Max Electric - Kurzcharakteristik

Warum: Hohe Variabilität, robuster Aufbau, solide Elektrotechnik; Warum nicht: Schwer und träge; Was sonst: Volkswagen E-Crafter, Mercedes E-Sprinter