Aller guten Dinge sind drei: Auf Seat Ateca und Arona folgt nun der Tarraco. Der sportliche Midsize-SUV soll in der Premium-Klasse wildern.
4,74 Meter ist er lang und damit schon eine imposante Erscheinung. Der Seat Tarraco teilt sich die Plattform mit dem Skoda Kodiaq sowie VW Tiguan Allspace und setzt auf Größe. Genauso wie seine Konzernbrüder gibt es ihn wahlweise mit fünf oder sieben Sitzen. Doch setzt der Spanier im direkten Vergleich mehr auf den sportlichen Außendienstler und möchte mit einem gehobenen Premium-Anspruch auf sich aufmerksam machen. Die serienmäßigen LED-Scheinwerfer an seiner Front sollen dazu ebenso beitragen wie auch der dreidimensionale Kühlergrill bei, der mit reichlich Chrom verziert wurde. Auch rollt er nicht in Spanien, sondern im VW-Werk in Wolfsburg vom Band.
Virtuelles Cockpit Serie
Innen ist der Tarraco gleichermaßen funktional wie modern. Praxistaugliche Ablagen gibt es in Hülle und Fülle und ein virtuelles Cockpit ist beim neuen Midsize-SUV bereits schon in der Einstiegsvariante Style an Bord. Wieviel die kostet, darüber schweigt sich Seat allerdings noch aus. Klar ist nur, dass der 150 PS starke Benziner gut 25.000 Euro netto kosten soll.
Die Ansicht des digitalen, zehn Zoll großen Displays lässt sich in drei Stufen verändern. So kann sich der Fahrer beispielsweise die Navigationskarte großflächig heranzoomen. Rechts daneben und in griffgünstiger Reichweite befindet sich das freistehende Multimediasystem mit seinem acht Zoll großen Touchscreen. Das einfach bedienbare Infotainment vernetzt Smartphones über Apple Car Play und Android Auto, kann als Wlan-Hotspot genutzt werden und wechselt die Radiosender mittels Gestensteuerung per angedeuteter Wischbewegung.
Das mit dem Premium-Anspruch klappt noch nicht so richtig
Insgesamt hinterlässt der Tarraco rund ums Cockpit einen sehr wertigen Eindruck. Die anschmiegsamen Softtouch-Materialien gefallen und die Verarbeitung ist passgenau. Doch beim genaueren Hinschauen wollen die harten Kunststoffe im unteren Bereich nicht ganz zum anvisierten Premium-Eindruck passen. Ein weiterer Kritikpunkt: Langbeinigen Fahrern und Beifahrer mangelt es an genügend Oberschenkelauflage, da die Sitzflächen einfach zu kurz bemessen sind.
Dafür entschädigt der Tarraco mit einem überaus reichhaltigen Platzangebot. Vorne und insbesonders in der zweiten Reihe gibt es für alle Gäste überaus viel Bewegungsfreiheit. Als optionaler Siebensitzer wird es dagegen ganz hinten schon eng. Erwachsene fühlen sich hier allenfalls auf kurzen Strecken wohl und auch der Zugang in den Fond erfordert ein gewisses Maß an Gelenkigkeit. Klar, das ist nichts für stämmige Kollegen, sondern eher was für die Kids.
Wird die volle Bestuhlung nicht benötigt, lassen sich die Sitze mit wenigen Handgriffen im Fahrzeugboden versenken. Dann wächst der Gepäckraum von minimal 230 auf weiterhin glattflächige 1.775 Liter an. Beim Fünfsitzer sind es mit 760 bis maximal 1.920 Litern nochmals deutlich mehr an Stauraum. Die Heckklappe schwingt auf Wunsch elektrisch auf und zu und für langes Ladegut lässt sich die Beifahrerlehne umklappen.
Vier Motoren zum Start
Für den Antrieb sorgen zwei Diesel und Benziner mit jeweils 150 sowie 190 PS. Während der Basisbenziner generell mit Frontantrieb ausgerüstet ist, steht für die anderen Varianten der Allrad mit elektromechanischer Lamellenkupplung bereit. Ein Plug-in-Hybrid mit 210 PS sowie einer elektrischen Reichweite von 50 Kilometern wird 2020 das Motorenangebot noch erweitern. firmenauto konnte bereits die beiden Diesel fahren. Beide sind empfehlenswert und kommen mit dem Tarraco gut zurecht. Die Kraft setzt zwar beim Beschleunigen minimal verzögert ein, doch ist die Entfaltung schön gleichmäßig. Gut auch, dass beide Selbstzünder-Varianten selbst bei höherem Tempo recht leise sind und das Siebengang-DSG mit flotten Schaltzeiten aufwartet.
Das Fahrwerk hat sich Seat nochmal zur Brust genommen und überarbeitet. Während das Serienfahrwerk identisch mit dem tschechischen Konzernbruder Skoda Kodiaq ist, wurde das adaptive Dämpfersystem (DCC) für den Tarraco straffer abgestimmt. Das macht ihn sportlicher. Und in Verbindung mit der progressiven Lenkung geht der spanische Ableger zielgenau und handlich ums Eck. Dienstwagenfahrer brauchen aber dennoch keinen knochenharten Athleten befürchten, denn der Seat verwöhnt seine Passagiere jederzeit mit einem ausgewogenen Abrollkomfort.