Porsche nennt ihn Sport Turismo, wir sagen, es ist ein Lifestyle-Kombi. Und wir verraten, was er kann.
Die Porsche-Historie gibt einiges her: Sport- und Rennwagen, Traktoren, Flugmotoren, Limousinen und SUV. Ein Kombi aber hat die Werkshallen noch nie verlassen. Mit dieser Tradition bricht nun der Panamera Sport Turismo. Natürlich würde bei Porsche niemand von einem Kombi sprechen. Aufs Niveau der Vertreterautos, Babybomber oder Familienkutschen mag man sich nicht herablassen. Sport Turismo klingt dagegen beschwingt und elegant, wir denken an sonnige Ausfahrten entlang der italienischen Riviera.
Wie aber unterscheidet er sich von der klassischen Panamera-Limousine? Bis zur B-Säule gar nicht. Gleicher Vorbau, gleiches Cockpit, gleiche Vordersitze, gleiche Abmessungen. Mit knapp über fünf Metern ist der Sports Turismo ein wirklich großes Auto. Mit etwas höheren Türen hinten, die das Einsteigen erleichtern.
Unter der offenen Heckklappe kann man aufrecht stehen
Seine große Heckklappe lässt sich per Schlüssel öffnen. Oder wie inzwischen bei Kombis üblich – da haben wir ihn wieder – per Fußkick unter dem Heckfänger. Dann schwingt die Klappe elektrisch angetrieben hoch. Regnet es, stehen sogar 1,90 Meter-Menschen im Trockenen, wenn sie den Kofferraum bestücken. Und außerdem lässt sich der Kofferraum durch die große Luke noch leichter beladen als bei einem normalen Kombi. Kennen wir beispielsweise vom Audi A7 Sportback.
Das mit Teppich ausgelegte Gepäckabteil passt optisch zum edlen Innenraum, ist aber einiges flexibler als das der Limousine. Es packt 520, bei umgelegten Sitzen und topfebenem Boden sogar 1.390 Liter. Das sind zwar nur 150 Liter mehr als beim normalen Panamera, und auch die Zuladung wächst durch das geräumige Heck nur minimal. Doch die Form des Laderaums macht’s aus. Er ist höher, was tatsächlich auch mal einen Einkauf im Möbelhaus ermöglicht. Dazu kommen die breitere Öffnung und die niedrigere Ladekante. Spätestens, wenn der Fahrer schwere Golfbags ins Heck hievt weiß er: Er hat sich für den praktischeren Panamera entschieden.
Ladesystem als Option
Soll der Sport Turismo als Geschäftswagen eingesetzt werden, empfiehlt sich das optionale Ladesystem mit Spanngurten und Schienen, Zurrösen und Gepäckraum-Trennnetz. Das dürfte dann auch die UVV erfüllen und die Berufsgenossenschaft zufrieden stellen. Serienmäßig gibt Porsche dem Auto zumindest ein Gepäckraumrollo auf den Weg.
Offiziell läuft der Wagen als 4+1-Sitzer, mit einem mittigen Platz samt Dreipunktgurt hinten. Theoretisch kann man dort also Platz nehmen. Wenn man sich ganz schlank macht. Und die Beine spreizt. Und dann noch im Fußraum der Sitznachbarn Raum für die eigenen Stelzen findet. Denn unter dem Mittelsitz verläuft der Tunnel der Antriebswelle. Kurzum: Auf den mittleren Hocker man nicht mal kleine Kinder verbannen. Alternativ gibt’s zwei besonders komfortable, elektrisch verstellbare Einzelsitze mit einer größeren Ablage dazwischen.
Als weitere Besonderheit senkt ein automatisch ausklappender Dachspoiler bis 170 km/h den Luftwiderstand und damit den Verbrauch. Bei höherer Geschwindigkeit erzeugt er Abtrieb und presst das Heck stärker auf die Straße. Das Ganze geschieht relativ dezent in zwei Stufen. Wird aber das neu entwickelte Panoramaschiebedach geöffnet, so neigt sich der Spoiler ab 90 km/h um 26 Grad nach oben, um Windgeräusche zu verringern. Das klappt tatsächlich, sieht aber ein wenig eigenartig aus, wenn man hinter dem Auto herfährt.
Motoren von 330 bis 550 PS
Bei den Motoren passt sich das Modell dem normalen Panamera an, wobei die Preise je nach Motorisierung zwischen 2.400 und 5.800 Euro darüber liegen (alle Preise netto). Los geht’s mit dem 330 PS starken V6-Benziner für 81.980 Euro, den es auch als Biturbo mit 440 PS gibt (100.880 Euro). Im über 133.000 Euro teuren Spitzensportler Turbo produziert ein V8 550 PS und 770 Nm.
Allen Querelen um den Selbstzünder zum Trotz empfiehlt sich die Probefahrt im 4S Diesel (104.180 Euro). Dessen bullige Vierliter-V8 stemmt 422 PS und 850 Nm Drehmoment. Er schiebt den schon unbeladen 2,1 Tonnen schweren Sport Turismo so spielerisch wie einen leichten Sportwagen an. Dabei verharrt die Drehzahlnadel im normalen Fahrbetrieb auf der Landstraße meist unter 2.500 Touren und der Verbrauch pendelt sich bei moderaten acht Litern ein.
Ganz anders ist man im 4 E-Hybrid (94.180 Euro) unterwegs. Der Plug-in-Porsche verbindet einen 330 PS starken V6-Biturbo-Benziner mit einem 136 PS starken Elektromotor zu einem perfekt aufeinander abgestimmten und 462 PS starken Gesamtpaket. Seine 14 kWh starke Batterie ist theoretisch für 51 Kilometer elektrisches Fahren gut. Mehr als 35 dürften es in der Praxis aber selten werden. Danach schaltete der Wagen in den Hybrid-Modus, in dem nur E-Motor, Verbrenner oder beide Motoren zusammen für Vortrieb sorgen oder ihn im Leerlauf segeln lassen. Wesentlicher Unterschied zum 10.000 Euro teureren Diesel: Man fährt bewusster, konzentrierter. Im 4 E-Hybrid wird Spritsparen, nicht Performance zum zentralen Element. Jede Fahrt wird zum Wettkampf gegen die Uhr: gegen die Tankuhr und gegen den Chronometer auf der Mittelkonsole. Schaffst Du die Strecke ins Büro noch schneller, ohne mehr zu verbrauchen? Oder wie vorausschauend musst Du agieren, um noch ein paar Kilometer weiter elektrisch zu kommen. Auch das macht Spaß, ist aber eine neue Art, Porsche zu fahren. Angesichts von Dieselgate und den Folgen vielleicht aber die zukunftsweisende.