Fahrbericht Polestar 3 Ist der Elektro-SUV eine echte Alternative?

Polestar 3 2024 Foto: Polestar 7 Bilder

Der Polestar 3 ist der neue Elektro-SUV der schwedisch-chinesischen Marke. Passen Design, Preise, Reichweite und Technik, um bei Dienstwagenfahrern und Fuhrparks zu punkten? Mehr dazu im Fahrbericht und der großen Bildergalerie.

Mit dem Polestar 2 hat die Geely- und Volvo-Tochter Polestar im Vergleich zu anderen chinesischen Marken in Deutschland einen guten Start hingelegt und einen Achtungserfolg eingefahren. Den Durchbruch sollen jetzt die Nummern drei und vier schaffen, die wegen diverser Verzögerungen gerade leicht zeitversetzt in Europa gestartet sind. Hat der knapp 67.230 Euro (alle Preise netto) teure 3er das Zeug zum Game-Changer?

Design und Aerodynamik des Polestar 3

Positiv fällt bei dem 4,90 Meter langen Neuzugang aus dem Oberklasse-Segment das Design auf. Der Polestar 3 schreibt die Formensprache des 2ers weiter, setzt auf gute Aerodynamik und einen selbstbewussten Auftritt. Keine Frage: Polestar kann auch SUV.

Technische Plattform und Reichweite des Polestar 3

Im Gegensatz zum SUV-Coupé Polestar 4 basiert der 3 noch auf der Scalable Product Architecture von Volvo (SPA 2), die ursprünglich für Verbrenner entwickelt wurde. Er trägt im Rahmen einen 111 kWh fassenden Akku, der laut WLTP-Norm Reichweiten zwischen 561 und 650 Kilometer ermöglichen soll.

Polestar 3 2024 Foto: Polestar

Der Polestar 3 basiert noch auf der SPA 2-Plattform von Volvo, die für Verbrenner entwickelt wurde.

Drei Versionen des Polestar 3 im Überblick

Zu haben ist der Polestar 3 in drei Versionen mit 299 PS und Heckantrieb und mit 489 PS oder 517 PS mit Allradantrieb. Letzteren ermöglichen je ein Motor vorne und hinten. Wobei der Heckmotor aus Effizienzgründen unter bestimmten Bedingungen entkoppelt und zur Ruhe geschickt werden kann. Zudem gibt es eine elektrische Torque-Vectoring-Doppelkupplungsfunktion an der Hinterachse, mit der die Kurvendynamik verbessert werden soll.

Fahrgefühl und Handling des Polestar 3

An der gab es bei Testfahrten auf oberbayerischen Landstraßen auch definitiv nichts zu kritisieren. Der Polestar 3 kann seine mehr als zweieinhalb Tonnen und seine insgesamt imposante Gestalt auch wegen der serienmäßigen Zweikammer-Luftfederung sehr geschickt kaschieren. Nur in sehr engen, sehr schnell gefahrenen Kurven spürt man bei dem Schwestermodell des ebenfalls vollelektrischen Volvo EX90 dann doch die schiere Masse. Fahrwerk und Lenkung lassen sich nach individuellem Geschmack einstellen, ebenso die Intensität der Rekuperation. Die allerdings nicht wie meist üblich mit Paddles am Lenkrad, sondern über eine stets präsente virtuelle Taste am Display.

So schnell lädt und sprintet der Polestar 3

Zügig lassen sich der Ampelstart oder das Einfädeln etwa an Kreuzungen absolvieren. Die Version mit einem Motor schafft den Sprint von null auf 100 km/h in 7,8, die mit zwei Motoren in 5,0 beziehungsweise 4,7 Sekunden. Bei 180 respektive bei 210 km/h wird abgeregelt. Und im Idealfall lassen sich mit einer Akkufüllung 650 (Single Motor), 631 (Dual Motor) oder 561 Kilometer (Performance-Paket) zurücklegen. Geladen wird am Schnelllader mit bis zu 250 kW, das ist für ein 400-Volt-System sehr ordentlich und ermöglicht die Akkufüllung von zehn auf 80 Prozent in einer glatten halben Stunde. Weniger rühmlich ist die Leistung beim Wechselstromladen. Der Polestar 3 schafft nur elf kW und hängt von null bis 100 Prozent elf Stunden an der Steckdose. Das können andere Stromer besser.

Polestar 3 2024 Foto: Polestar

Sachlich und informativ: die Anzeigen im skandinavisch-asiatischen Polestar 3.

Interieur und Bedienkonzept

Das Interieur des in China und den USA produzierten Neuzugangs strahlt skandinavische Klarheit und einen Hauch Eleganz aus. Die Bezüge und Verkleidungen wurden nach Nachhaltigkeits-Merkmalen ausgewählt und passen gut ins etwas sachlich-kühle Gesamtkonzept. Die Bedienung über das 14,5-Zoll-Display im Hochformat und ein paar wenige Lenkradtasten ist nicht unbedingt selbsterklärend, aber im Vergleich zu komplizierter strukturierten Mitbewerbern relativ schnell zu verinnerlichen. Wie im Polestar 2 kommt auch hier, unterstützt von fixen Rechnern, das zusammen mit Google weiterentwickelte Android Automotive-Betriebssystem zum Einsatz, das bei unseren Probefahrten einen sehr positiven Eindruck hinterließ.

Sicherheitssysteme im Polestar 3

Um dem skandinavischen Sicherheits-Anspruch gerecht zu werden, kommt im Polestar 3 eine wahre Armada von fünf Radarmodulen, fünf externen Kameras und zwölf Ultraschallsensoren zum Einsatz. Im Innenraum wird per Eye-Tracking-Technologie die Fahrtüchtigkeit des Menschen am Steuer kontrolliert – zur Not bremst das System den Wagen sogar bis zum Stillstand ab. Zudem checken Radarkameras im Innenraum, ob nicht aus Versehen Kinder oder Hunde im Innenraum zurückgelassen wurden, die Verbindung zur Klimaanlage soll Hitzschläge oder Unterkühlung verhindern.

Der Innenraum des Polestar 3 im Detail

Platz gibt es im chinesisch-schwedischen SUV vor allem in Reihe eins reichlich. Die leichte Coupé-Linie des Dachs ändert nichts an der ordentlichen Kopffreiheit auch hinten, die allerdings durch eine recht niedrig montierte Rückbank erkauft wird. Langbeinigen mangelt es deswegen an Schenkelauflage. Das Kofferraumvolumen liegt zwischen 481 und 1.411 Litern, unter der Abdeckung und im Frunk unter der Fronthaube gibt es zusätzlichen Platz.

Polestar 3 2024 Foto: Polestar

Hochbeinig: 21-Zoll-Räder und Luftfederung sorgen für eine Bodenfeiheit von 20 bis 25 Zentimetern.

Der Umgang mit dem Polestar 3 ist eine durchwegs erfreuliche Angelegenheit, trotz seiner Abmessungen trägt er im Straßenverkehr nicht übermäßig auf, lässt sich leicht und präzise manövrieren. Die Warnhinweise der Assistenzsysteme lassen sich ziemlich einfach abschalten. Wobei man das Gebimmel für die Tempoüberschreitung vor allem in der Performance-Version eigentlich immer aktiviert lassen sollte. Denn das jeweilige Limit ist meist schon mit einem einzigen Tritt aufs Fahrpedal überschritten.

Kann der Polestar 3 die Konkurrenz hinter sich lassen?

Technisch und optisch betrachtet hat der Polestar 3 durchaus das Zeug, der euro-asiatischen Marke den Weg in die Profitabilität zu ebnen. Allerdings gibt es auch diverse Mitbewerber von etablierten Marken. Und Einstiegspreise von 66.042 bis 77.471 Euro dürften trotz eines bis in den November befristeten 3.361-Euro-Rabatts hohen Stückzahlen nicht unbedingt zuträglich sein.

Fahrbericht Polestar 4
SUV-Coupé ohne Heckfenster

Technische Daten - Polestar 3 Long Range Dual Motor mit Performance-Paket

Fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV; Länge: 4,90 Meter, Breite: 1,94 Meter (mit Außenspiegeln 2,12 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand 2,99 Meter, Kofferraumvolumen: 484 bis 1.411 Liter, vorderes Staufach (Frunk): 32 LiterZwei Elektromotoren, 517 PS, maximales Drehmoment 910 Nm, Batterie mit 111 kWh, Reichweite nach WLTP: 561 km, Ein-Gang-Automatik, Allradantrieb, Vmax 210 km/h, 0-100 km/h: 4,7 s, Ladeleistung: DC bis 250 kW (30 min von 10-80 %, AC bis 11 kW (11 Std.), WLTP-Normverbrauch: 22,1-23,0 kWh/100 kmPreis: ab 77.471 Euro

Kurzcharakteristik - Polestar 3 Long Range Dual Motor mit Performance-Paket

Warum: weil Leistung durch nichts zu ersetzen ist; Warum nicht: weil der Polestar-3er ziemlich ins Geld geht; Was sonst: Mercedes EQE SUV, Audi Q8 e-tron, BMW iX; Wann kommt er: bereits beim Händler