Der neue Insignia Kombi wurde einiges größer als der Vorgänger. Gepäck oder Passagiere - wer profitiert davon? FIRMENAUTO war mit Opels Fünf-Meter-Schiff unterwegs.
Er ist ein Riese: Der neue Insignia Grand Sport will mit schierer Größe auf sich aufmerksam machen. Der Kombi streckt sich auf 4,99 Metern und ist damit dem Mittelklasse-Segment fast schon entwachsen. Zum Vergleich: Der VW Passat Variant ist 22 Zentimeter kürzer. Selbst der opulente Audi A6 Avant muss sich in der Länge zieht gegen das neue Rüsselsheimer Flaggschiff um eine Handbreit geschlagen geben.
Geräumiges Platzangebot – besonders im Fond
Der Insignia Sports Tourer ist aber nicht nur eine stattliche Erscheinung, sondern bietet mit seinem großen Radstand von 2,83 Metern auch eine Menge Platz. Logisch, dass man vorne Platz ohne Ende hat. Doch die hinten Sitzenden profitieren meisten vom Längenwachstum. Sie können sich gemütlich auf den Rücksitzen räkeln und besonders genussvoll die Beine ausstrecken, da vor allem die Kniefreiheit großzügig ausfällt. Alle Passagiere sitzen wesentlich tiefer und sind so sportlicher als im alten Insignia Kombi untergebracht.
Am besten thront der Fahrer, besonders, wenn er den bequemen AGR-Vordersitz bestellt hat. AGR steht für Aktion gesunder Rücken und bedeutet, dass der Sitz sich auf vielfältige Weise dem Körper des Fahrers anpassen lässt. Das lohnenswerte Mobiliar unterstützt den Körper vorzüglich, kostet 328 Euro netto (Serie bei Dynamic) und ist ebenfalls für den Beifahrer optional erhältlich. Auf Wunsch gibt es dazu eine entspannende Massagefunktion oder eine Sitzheizung. Weitere Komfort-Extras wie beheizbare Windschutzscheibe oder Lenkrad sind in längst Standard in dieser Klasse. Außerdem bietet Opel beheizbare Außensitze im Fond. Im Sommer sorgt dagegen ein großes Panorama-Glasdach für reichlich Frischluft im Innenraum. Das ausstellbare Schiebedach steht exklusiv nur für den Kombi bereit.
Modernes Multimediasystem, viele Assistenten
Vor dem Fahrer liegt ein hochwertig anmutender und klar strukturierter Arbeitsplatz. Die wenigen Schalter und Hebel, die im Insignia-Cockpit noch übrig geblieben sind, liegen griffgünstig zur Hand. Alle weiteren Bedienfunktionen übernimmt ein großer Touchscreen-Monitor. Er befindet sich weit oben im Blickwinkel des Fahrers und lässt sich intuitiv bedienen. In seiner besten Ausführung ist der Bildschirm des Multimediasystems Intellillink 900 acht Zoll groß und bestens vernetzt. Smartphones lassen sich via Apple Car Play und Android Auto integrieren und kabellos in einer separaten Ladestation im Mittelfach aufladen. Mittels Wlan-Hotspot verwandelt sich der Insignia Sports Tourer zum rollenden Büro und mit der Service-Hotline Onstar steht ein kompetenter Opel-Mitarbeiter rund um die Uhr bereit. Der hilft einem bei Fragen zum Auto oder zum Navigationsziel und kann genauso vorab ein Zimmer in einem nächstliegenden Hotel reservieren.
Aber auch kann der Fahrer im Insignia auf viele elektronischen Helfer vertrauen. Angefangen bei den adaptiven LED-Scheinwerfern, über ein kontrastreiches Head-up-Display bis hin zu zahlreichen Fahrerassistenten mit unter anderem einem Abstandsradar mit automatischer Staufunktion, Verkehrsschilderkennung oder etwa einer Surround-View-Kamera.
Nicht so üppig wie vermutet: das Gepäckabteil
Die Heckklappe öffnet per Gestensteuerung, dazu genügt bereits ein kleiner Fußkick unter den Stoßfänger. Nettes Detail: Auf den Asphaltboden wird eine hilfreiche Fahrzeug-Kontur projiziert, um den Sensor genau zu treffen. Ist aber die Ladeluke geöffnet, tritt Ernüchterung ein. Der Insignia Sports Tourer offeriert zwar 130 Liter mehr Stauraum als der Vorgänger, doch gemessen an seinen beachtlichen Abmessungen sind 560 Liter nicht gerade übermäßig viel.
Muss mehr transportiert werden, lassen sich die dreigeteilten Rücksitzlehnen vom Fond per Knopfdruck umklappen. Anschließend stehen 1.665 Liter zur Verfügung, ein Schienensystem mit verschiebbaren Verzurrösen sichert zudem das zu transportierende Ladegut. Insgesamt nimmt der Rüsselsheimer Kombi zwar immer noch ordentlich viel Gepäck mit, allerdings packt ein Passat Variant mit 650 bis maximal 1.780 Liter zwei mittelgroße Koffer mehr ein. Dass der hessische Frachtraum um gute 100 Liter kleiner ist, liegt schlichtweg an seiner coupéhaft geschwungenen Heckpartie. Die kostet Laderaum, lässt den Kombi aber auch schön sportlich aussehen. Wenigstens darf das neue Opel-Flaggschiff bis zu 2,2 Tonnen an den Haken nehmen, wobei dann eine Anhänger-Stabilisierung den Fahrer unterstützt.
Der mittlere Diesel reicht vollkommen
Für den Antrieb sorgen drei Benziner mit 140 bis 260 PS oder drei Diesel mit einer Leistung von oder 110 bis 170 PS. Je nach Variante stehen Allradantrieb oder ein Achtstufen-Automatikgetriebe im Angebot. Wir fuhren den 1,5-Liter Diesel mit 136 PS. Er zieht bereits aus dem Drehzahlkeller tatkräftig hoch und läuft kultiviert leise. So laufruhig, dass der Motor kaum als Selbstzünder auszumachen ist. Auch die leichtgängige, präzise Sechsgangschaltung gefällt. Nur 4,5 Liter soll er laut Werk im Schnitt schlucken, eine sechs vor dem Komma ist jedoch realistischer. Kraftreserven sind mit dem mittleren Diesel genug vorhanden, mehr Motor braucht eigentlich kein Mensch. Wer es dennoch sportlicher mag, sollte zum durchzugsstarken Zweiliter-Diesel mit 170 PS greifen.
Der Kombi wiegt 1,6 Tonnen, fast 200 Kilo weniger als der Vorgänger. Das merkt man sofort. Der Rüsselsheimer Kombi fährt überhaupt nicht behäbig, sondern lässt sich ausgesprochen leichtfüßig um die Ecken zirkeln. Insbesondere in Verbindung mit dem adaptiven Fahrwerk bietet er hohen Komfort. Außendienstler, die auch schon mal öfter Wald und Wiesenwege überqueren, sollten noch bis zum Herbst warten. Dann erhält der Insignia Sports Tourer mit dem Country Tourer noch einen höhergelegten Ableger in zünftiger Offroad-Optik.