Der Lancia Flavia bietet auf fünf Metern Länge Sonnenfläche für vier Personen. Für 31.008 Euro gibt es das Riesen-Cabrio mit Vollausstattung sogar zum Schnäppchenpreis. Wie fährt sich der Italo-Ami?
Viersitzige Cabrios sind hierzulande eher eine Rarität. Normalerweise ist bei offenen Dienstwagen gleich hinter den Vordersitzen Schluss. Oder die Aktentasche landet nach Feierabend nur auf zwei Notsitzen. Große offene Straßenkreuzer werden bislang nur von Premium-Herstellern angeboten und spielen preislich in einer ganz anderen Liga als die kleinen Roadster von Mazda und Co. Lancia prescht mit dem Flavia genau in diese Nische. Das Riesen-Cabrio ist aber kein waschechter Italiener, sondern eine Kopie aus Übersee. Die italienische Traditionsmarke bedient sich nämlich über die Konzern-Mutter Fiat wie schon bei den Modellen Thema und Voyager beim US-Hersteller Chrysler. Bis aufs Logo auf dem Kühlergrill und dem Lenkrad gleicht der Flavia so dem Chrysler 200 Convertible wie ein Ei dem anderen.
Viel Raum, wenig Platz
Der Flavia misst stolze 4,95 Meter, von denen ein großer Teil für die lange Motorhaube und das wuchtige Heck drauf gehen. Beim Radstand sind es immerhin noch 2,70 Meter. Während sich Fahrer und Beifahrer auf bequemen und luftigen Ledersesseln breit machen, mangelt es den beiden hinteren Passagieren etwas an Beinfreiheit. Die zweite Sitzreihe wird bei schönem Wetter ohnehin eher zur Gepäckablage. Denn das gefaltete Dach braucht so viel Platz im Kofferraum, dass bei offenem Verdeck mit 198 Litern gerademal noch ein Golfbag ins Heck passt. Geschlossen sind es 377 Liter. Zum Vergleich: Der 3,54 Meter lange VW Up packt 251 Liter Gepäck zwischen Rückbank und Heckklappe.
Schwach im Durchzug, stark im Preis
Die lange Haube des Lancia macht zwar mächtig Eindruck, aber auch hier wurde reichlich Platz verschenkt. Unterm Karosseriekleid werkelt lediglich ein Vierzylinder-Benziner mit 2,4 Litern Hubraum, der es ohne Turboaufladung und Direkteinspritzung gerademal auf 170 PS bringt. In Verbindung mit der Sechsgang-Automatik kommt der 1,8-Tonner nur behäbig in Fahrt und gibt selbst bei kleinen Steigungen schon ein gequältes Stöhnen von sich. Da hätten die Italiener lieber den 3,6-Liter-V6 übernommen, der das US-Pendant mit 287 PS antreibt. Der Flavia ist aber gar nicht auf rasantes Fahren ausgelegt. Mit seiner weichen Federung und der etwas teigigen Lenkung lädt er eher zum Cruisen ein.
Punkten kann der Lancia vor allem mit seinem günstigen Einstiegspreis von 31.008 Euro. Für so wenig Geld gibt es bei der Premium-Konkurrenz gerade mal einen zweisitzigen Roadster mit Basisausstattung. Der Flavia aber rollt mit Vollausstattung vom Band. So steht der Fünf-Meter-Riese auf 18-Zöllern, erhellt die Straße bei Sonneneinstrahlung durch seine zahlreichen Chromverzierungen und nachts mit LED-Technik. Soundanlage, Navi und Klima sind ebenfalls Standard. Nur wer sein Herz nicht für die weinrote Basis-Lackierung und das beige Stoffverdeck erwärmen kann, muss einen Aufpreis von 672 Euro leisten.
Technische Daten Lancia Flavia
Lancia Flavia | ||
Hubraum (cm³) | 2.360 | |
Zylinder | 4 | |
Leistung kW (PS)/min | 125 (170)/6.000 | |
Drehmoment (Nm/min) | 220/4.500 | |
0–100 (s) | 10,8 | |
V-max (km/h) | 195 | |
Verbrauch (l/100 km) | 9,4 S | |
CO2 (g) | 221 | |
Kofferraum (l) | 198-377 | 363 |
Zuladung (kg) | 351 | |
Preis (Euro) | 31.008 | |
Betriebskosten* (ct/km) | 88/60 |
* Bei 20.000/40.000 km pro Jahr, 60/36 Monate Laufzeit.
Quelle Betriebskosten: Dekra, Stand: August 2012