Fahrbericht Alfa Romeo Junior Veloce Alternative zum Volvo EX30?

Alfa Romeo Junior Veloce 2024 Foto: Alfa Romeo 10 Bilder

Der neue Alfa Romeo Junior Veloce tritt im Segment der kompakten SUV an. Interessant für Firmen ist vor allem der Einstiegspreis. Überzeugt auch der Rest? Das klärt ein Fahrbericht mit technischen Daten und großer Bildergalerie.

Wie bekommt man Neuwagenkäufer dazu, auf ein E-Auto umzusteigen? Diese Frage treibt alle Hersteller um, und sie antworten mit den verschiedensten Konzepten. Tesla und die chinesischen Marken reizen die technischen Möglichkeiten der kompakten E-Antriebe aus und stellen Autos mit cleanen Innenräumen, großen Bildschirmen und Touchbedienung auf die Räder. BMW, Mercedes und etliche andere europäische Marken gehen es gemäßigter an, wollen vor allem ältere Kunden nicht mit radikal neuen Entwürfen vor den Kopf stoßen.

Einstiegspreis ist für Firmen-Fuhrparks interessant

Mit einem Innenraum, der so auch jedem Verbrenner gut stehen würde, reiht sich jetzt Alfa Romeo in die Riege der Traditionalisten ein. Als nur 4,17 Meter langes SUV stößt der Junior in ein boomendes Segment. Kleine, bezahlbare E-Autos als Gegenpol zu den vielen großen, schweren und teuren Elektro-SUV sind beliebt, und mit einem Einstiegspreis von 33.193 Euro (alle Preise netto) bleibt der Alfa unter der für viele Käufer magischen 33.600-Euro-Schwelle.

Dass die Italiener ausgerechnet mit einem kleinen SUV und nicht mit einer sportlichen Limousine im Format der Giulia in die E-Mobilität starten, erscheint logisch. Allzu lange hatte Alfa Romeo ein trauriges Nischendasein gefristet, stand sogar auf der Kippe. Erst mit dem vor zwei Jahren eingeführten Kompakt-SUV Tonale geht’s langsam wieder bergauf. Doch echte Alfisti vermissen beim Tonale die sportliche DNA der Marke. Genau die wollen die Italiener nun ihrem ersten E-Auto mit auf den Weg geben. Sie wollen die vielen Fans zurückgewinnen, die mangels neuer Modelle bei BMW, Audi oder Cupra gelandet sind.

Alfa Romeo Junior Veloce 2024 Foto: Alfa Romeo
Der Alfa Junior Veloce ist 4,17 Meter lang.

Basis vom Jeep Avenger oder Fiat 600e

Der Junior nutzt die gleiche elektrische Basis wie die Konzernmodelle Jeep Avenger oder Fiat 600e. Dazu gehört auch die relativ kleine Batterie mit 54 kWh, die hier für rund 400 Kilometer Reichweite gut sein soll. Der 156 PS starke Stellantis-Standardmotor findet sich ebenfalls unter dem ansehnlich gefalteten Blech.

Alfa Junior Veloce wiegt 200 kg weniger als die Konkurrenz

Für eine erste Testfahrt stellten die Italiener jedoch ihr Sahnestück zur Verfügung, den 200 km/h schnellen und 34.249 Euro teuren Junior Veloce. Dessen 280 PS starker Synchronmotor wurde inhouse entwickelt und zudem erstmals in einem Elektroauto mit einem mechanischen Torsen-Sperrdifferenzial kombiniert. Dazu gibt’s verstärkte Stabilisatoren und ein um 2,5 Zentimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk. Außerdem wiegt der Veloce nur 1.585 Kilo, gut 200 Kilo weniger als die meisten E-Autos in diesem Segment. Das lässt auf Kurvenspaß hoffen, zumal uns Alfa auf den hauseigenen Rundkurs schickt, auf dem alle Fahrzeuge getestet und abgestimmt werden.

Hochwertiger Innenraum, sportliche Sitze

Also einsteigen, die straffen, körperbetont geschnittenen Schalensitze in Position bringen, anschnallen. Sitze und Sportlenkrad sind mit schwarz-rotem Velours bezogen, der ganze Innenraum wirkt hochwertiger als bei den Konzernbrüdern. Man findet sich sofort zurecht. Die Spiegel lassen sich wie gewohnt über einen Schalter in der Armlehne und nicht wie beispielsweise im neuen Volvo EX30 über den Zentralbildschirm und Lenkradtasten einstellen, ein übersichtliches digitales Infodisplay hinterm Lenkrad ahmt Rundinstrumente nach und zeigt die Geschwindigkeit direkt im Blickfeld. Eine breite Mittelkonsole trennt den kokonartigen Arbeitsplatz des Fahrers vom Beifahrer, das mit 10,25 Zoll vernünftig dimensionierte Display samt den darunter platzierten Tasten wendet sich leicht dem Fahrer zu. Alles wie gehabt. Man muss schon wissen, dass man hier im E-Auto und nicht in einem sportlichen Benziner oder Diesel sitzt.

Alfa Romeo Junior Veloce 2024 Foto: Alfa Romeo
Eine breite Mittelkonsole trennt den kokonartigen Arbeitsplatz des Fahrers vom Beifahrer, das mit 10,25 Zoll vernünftig dimensionierte Display samt den darunter platzierten Tasten wendet sich leicht dem Fahrer zu.

Künstlicher Motorsound für den Veloce

Selbst in Fahrt lässt der Junior kurz vergessen, dass ein E-Motor anschiebt. Der nur im Innenraum hörbare künstliche Motorsound klingt kernig, aber nicht aufdringlich. Wir stellen den Fahrstufenregler auf Dynamic, um E-Motor, Lenkung und Pedale scharf und die Rekuperation abzustellen. Übermütig stürzt sich der Alfa in die ersten Kurven des 20 Kilometer langen Kurses. Geht’s gut oder schiebt er über die angetriebenen Vorderräder? Kein Problem, der Junior liegt satt auf der Straße, reizt die Grenzen der Physik weit oben aus. Das fast brettharte Fahrwerk unterdrückt jegliche Seitenneigung, die super-direkte Lenkung lässt den Wagen mit kleinen Bewegungen am Volant zackig ums Eck eilen.

Vor allem aber das Differenzial scheint zu wirken. Sobald ein Rad durchzudrehen droht, wird das überschüssige Antriebsmoment zum gegenüberliegenden Rad geleitet. So zieht sich der Junior förmlich in die Kurve, bleibt auch bei hohem Tempo stabil. Außerdem bringt der Alfa seine 280 PS gut auf die Straße. Selbst im getriebenen Modell sind keine Traktionsprobleme zu spüren.

Dynamisch wie sonst kein kleines E-Auto

Die Technik hat auch abseits der Rennstrecke ihre Berechtigung, denn sie macht das Fahren in allen Situationen sicherer und den Wagen auch für wenig geübte Piloten beherrschbar. Keine Frage: Alfa kann Fahrwerk und die Übertragung dieser Kompetenz ins Elektrozeitalter ist den italienischen Ingenieuren bestens gelungen. So dynamisch fährt sich kein anderes kleines E-Auto. Allerdings empfiehlt sich vor dem Kauf eine ausgiebige Proberunde, ob das relativ harte Fahrwerk auch im Alltag passt. Nach zwei schnellen Runden lassen wir die hinter den 20-Zoll großen Rädern montierten, rot lackierten Vierkolbenbremsen abkühlen. Noch ein kurzer Gang ums Auto, bevor es an die Ladesäule andockt, um mit maximal 100 kW Strom zu laden.

Alfa Romeo Junior Veloce 2024 Foto: Alfa Romeo
Der Kofferraum fasst 400 bis 1.265 Liter.

Kofferraum ist größer als beim Wettbewerb

Ein Blick ins Heckabteil: 400 Liter Stauraum sind mehr als bei der Konkurrenz. Ein variabler Boden lässt sich in zwei Stufen einsetzen, um das Beladen zu erleichtern. Wird er nicht benötigt, liegt er im Boden. Für den großen Ikea-Einkauf taugt der Junior trotzdem nicht, denn bei umgeklappten Rücklehnen steigt der Ladeboden steil nach vorne an.

Ende 2024 kommt die Alfa Junior Allradversion

Der Rest ist schnell erzählt: Wie alle neuen E-Autos lässt sich die Software des Juniors over the Air aktualisieren. Eine vernünftige Routenplanung sucht passende Stromspender aus und berechnet die nötigen Ladezeiten, die LED-Scheinwerfer lassen sich auf Wunsch um eine Matrix-Funktion erweitern. Wer allerdings alle Nettigkeiten genießen will, muss noch die beiden optionalen Pakete bestellen und landet dann bei knapp 45.378 Euro. Toppen lässt sich das Ganze mit der für Ende 2024 angekündigten Allradversion.

Wer nach der Probefahrt noch immer an der E-Mobilität zweifelt, könnte im Junior Ibrida eine Alternative finden. Der Hybride mit 48-Volt-Technik und 21 kW starkem E-Motor kostet 24.790 Euro, muss aber ebenso wie der schwächere E-Motor auf die sportlichen Attribute und das Sperrdifferenzial verzichten. Wie viel Alfa-DNA dann noch übrig bleibt, muss ein Test zeigen.

Fahrbericht Volvo EX30
Neues Einstiegs-Modell für Flotten

Alfa Romeo Junior Veloce – Technische Daten

Fünftüriges SUV
Länge: 4,17 m
Breite: 1,78 m (mit Außenspiegel: 1,98 m)
Höhe: 1,53 m
Radstand: 2,55 m
Kofferraum: 400–1.265 l

Ein Elektromotor
280 PS
Drehmoment: 345 Nm
Frontantrieb
0-100 km/h: 5,9 s
Vmax: 200 km/h

Lithium-Ionen-Batterie
Kapazität 54 kWh (nutzbar: 51 kWh)
keine Wärmepumpe
max. Ladeleistung 11 kW (AC)/100 kW (DC)
Ladedauer 10-80 % (DC): 30 min

Verbrauch: k. A.
Reichweite: ca. 400 km
Preis: 40.756 Euro

Alfa Romeo Junior Veloce – Kurzcharakteristik

Warum: Weil er fährt wie kein anderer
Warum nicht: Lädt relativ langsam, keine Wärmepumpe
Was sonst: Smart #1, Volvo EX30
Wann kommt er: bereits bestellbar