Der neue Porsche Cayenne stärkt seine Rolle als fahrdynamisches SUV und kommt vorerst ohne Dieselmotoren. Es passt nun mehr in den Gepäckraum, gleichzeitig wurde der große Wagen etwas leichter.
Ist das der neue Cayenne? Obwohl die Frontpartie völlig überarbeitet wurde, muss selbst der Kenner zweimal hinschauen. Erst ein weiterer Blick auf die Seite oder auf das durchgängige Leuchtenband am Heck lassen selbst letzte Zweifler verstummen: Ja, das ist er.
Die aktuell dritte Auflage duckt sich um einen Zentimeter flacher und trägt insgesamt weniger dick auf. Gegenüber seinen beiden Vorgängern wirkt er fast schon zierlich. Trotzdem bleibt der Wiedererkennungseffekt beim neuen Porsche Cayenne erhalten. Die Karosseriestruktur stammt in den Grundzügen vom aktuellen Audi Q7. Jedoch fällt der Radstand beim Porsche (2,90 Meter) zugunsten einer höheren Agilität um zehn Zentimeter kürzer aus. Ein um 40 Prozent erhöhter Aluminiumanteil an der Porsche-Außenhaut senkt zudem jetzt das Gewicht um bis zu 65 Kilo und sorgt dafür, dass der Basis-Cayenne unter der magischen Grenze von zwei Tonnen bleibt.
Willkommen in der digitalen Welt
Innen präsentiert sich der neue Cayenne völlig neu. Das Cockpit mit zentralem Analog-Drehzahlmesser wird von zwei digitalen Anzeigen umrahmt. Ordentlich aufgerüstet hat Porsche auch beim Thema Connectivity. Die Sprachsteuerung versteht ganze Sätze und Fragen und der weit oben platzierte 12,3 Zoll große Touchscreen mit Echtzeit-Navigation, Annäherungssensor sowie einer hochauflösenden Darstellung lässt sich spielend einfach bedienen. Serienmäßig ist ein schnelles LTE-Telefonmodul an Bord, über das im Internet gesurft wird oder ein Wlan-Hotspot einrichten werden kann. Die Mittelkonsole ist mit ihrer berührungsempfindlichen Schalterfläche aus Glas jetzt endlich klar strukturiert. Nach jedem Fingertipp erhält der Fahrer zudem eine optische sowie haptische Rückmeldung.
Android-Handys müssen draußen bleiben
Insgesamt vier USB-Ports, zwei vorne und hinten, dienen zur Stromversorgung von Handys oder Tablets. Anders aber als bei den Konzerntöchtern von Audi oder VW lässt sich das Infotainment im Porsche ausschließlich mit Apple-Smartphones verkuppeln. Smartphones mit Android Betriebssystem wird der Zugriff via App dagegen verweigert. Google sammelt zu viele Daten und möchte sogar Zugriff auf die bordeigenen Steuergeräte erhalten, heißt es aus Porsche-Kreisen. Diskretion nimmt in Zuffenhausen einen hohen Stellenwert ein. Gut so.
Gepäckraum mit 100 Liter mehr
Die Außenabmessungen sind bei der dritten Generation geringfügig gewachsen, folglich geht es für die Passagiere etwas geräumiger zu. Noch besser sieht es bei Transportaufgaben aus: Der Gepäckraum fasst jetzt 100 Liter mehr. Im Normalzustand beträgt das Ladevolumen üppige 770 Liter, werden die Lehnen der einzeln verschiebbaren Rücksitze nach vorne gelegt, entsteht ein Frachtabteil von bis zu 1.710 Litern.
Ein SUV mit höchst sportlichen Genen
Auch beim Fahrwerk hat sich einiges verändert. Mit der auf Wunsch erhältlichen neuen Dreikammer-Luftfederung und der ebenfalls aufpreispflichtigen Hinterachslenkung fährt sich der hochgebockte Porsche fast so handlich wie ein reinrassiger Sportwagen. Überhaupt ist dem Cayenne sein hohes SUV-Gewicht von mindestens 2.000 Kilo kaum anzumerken. Die Lenkung agiert genau und die Fahrwerksgrenzen liegen hoch. Dementsprechend leichtfüßig begibt sich der Cayenne auf eine atemberaubende Kurvenhatz und zaubert seinem Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht. Dieser Porsche ist zwar ein SUV, allerdings einer mit einem sehr hohen Spaßfaktor. Er liegt förmlich wie das Brett auf der Straße.
Der Porsche ist straff, aber nicht zu hart. Das Fahrwerk kann über einen kleinen Drehregler am Lenkrad vierstufig eingestellt werden. Allerdings bietet der Cayenne selbst im härtesten Sport Plus-Modus seinen Gästen noch einen überraschend harmonischen Fahrkomfort, ohne gleich zur Sänfte zu werden. Großes Kompliment, die Abstimmung macht den Cayenne vollkommen alltagstauglich.
Neue Wankstabilisierung für den Cayenne
Neben der Luftfederung kommt im Cayenne die aus dem Audi SQ7 bekannte Wankstabilisierung zum Einsatz. Das Feature sorgt dafür, dass der Cayenne mit nur geringer Seitenneigung durch die Serpentinen fegt. Der elektromechanische Wankausgleich stellt sich blitzschnell auf die gegebene Situation ein. Um diese Funktion zu gewährleisten, wird es von einem separaten 48 Volt Teilbordnetz mit Strom versorgt.
Motoren mit mehr Power
Typisch Porsche: Bei jedem neuen Modell, gibt’s automatisch auch mehr Leistung. So auch beim Cayenne. Der Dreiliter-V6-Turbo bringt es als Basis-Triebwerk jetzt auf 340 PS. Von den Fahrleistungen reicht der Motor eigentlich schon vollkommen aus und drückt das Porsche-SUV in 6,2 Sekunden auf die 100 km/h-Marke.
Mehr Fahrspaß verspricht der Cayenne S. Unter seiner Haube steckt ein 440 PS starker Biturbo-Sechszylinder und beim Cayenne Turbo sorgt ein Achtzylinder mit 550 PS für noch wesentlich mehr Kraft im Überfluss. Die Eckdaten: in nur 4,1 Sekunden peitscht der Cayenne Turbo von Null auf Hundert, Spitze: 286 km/h. Mithalten dürften da nur wenige, SUVs aber wohl kaum.
Hinzu kommt eine neue Achtgangautomatik bei allen Motoren, die mit spürbar kürzeren Schaltzeiten aufwartet. Zum Verkaufsstart bleibt es bei den drei Benzinern. Führungskräfte mit Sparambitionen müssen sich dagegen noch bis zum nächsten Sommer gedulden, dann rollt der Cayenne wieder mit einem sparsamen Dieselmotor sowie als umweltschonende Hybridvariante an.
Spezial-Bremse als Weltneuheit
Richtig stolz sind die Zuffenhausener auf die neue Porsche Surface Coated Brake (PSCB). Hinter der Bezeichnung steckt eine einzigartige Bremsscheiben-Beschichtung aus extrem harten Wolframcarbid und mit speziellen Belägen. Die erstmals in einem Serienfahrzeug eingesetzte Bremse soll unter Dauerbelastung wesentlich standfester sein, um bis zu 30 Prozent weniger verschleißen und weniger Bremsstaub verursachen. Zu erkennen gibt sich die neue Bremsanlage an ihrem auffällig silbrigen Scheiben-Glanz und den weiß lackierten Bremssätteln. Weiterhin ist der Cayenne aber auch mit der bekannten Keramikbremse (PCCB) erhältlich.
Das Sortiment an Fahrerassistenten fällt umfangreich aus. Dazu zählen etwa eine Nachtsicht-Wärmebildkamera, die Fußgänger oder größere Wildtiere erkennt, der Spurwechselassistent, oder die Verkehrszeichenerkennung. Automatisch einparken lässt sich der Cayenne ebenso. Ab nächstem Jahr sogar von außen per Smartphone-App. Spätestens beim Preis wird wieder klar, wer den Cayenne fährt: der Chef. Los geht es bei 62.881 Euro, der Cayenne S beginnt bei 77.281 Euro und für den Turbo sind mindestens 116.681 Euro fällig. Die vielen Sonderausstattungen sind da noch gar nicht mit eingerechnet. Und die sind bei Porsche genauso gepfeffert wie der Cayenne selbst.