Der Cadillac XT 5 nimmt die Käufer von Mercedes GLE und BMW X5 ins Visier. Im Test überzeugte der Fahrkomfort, die Verarbeitung im Detail hingegen weniger.
Cadillac findet auf dem deutschen Markt unter dem Radar der meisten Flottenkunden statt. Dabei bieten die Amerikaner auch im gefragten SUV-Segment ein Modell an: Den XT 5. Mit 137 Neuzulassungen im vergangenen Jahr ist der große Wagen ein wahrer Exot. Doch ist so viel Kaufzurückhaltung angebracht? Von außen wirkt der XT 5 mit seinen vielen Kanten modern, die hohe Karosserie mit der kurzen Motorhaube lässt auf viel Platz im Innern hoffen.
Cadillac-Wappen begrüßen die Mitfahrer
Allerorten findet sich das Cadillac-Wappen, wer genau hinschaut, findet sogar ein eingeprägtes Logo in den Rückleuchten. Es schmückt beleuchtet auch die Einstiegsleisten, die den Weg zum tatsächlich geräumigen Innenraum weisen. Hinten stört kein Mitteltunnel die üppige Beinfreiheit der Passagiere, für Kleinkram finden sich genügend Ablagemöglichkeiten. Der Gepäckraum wirkt etwas flach, bei dachhoher Beladung fasst er zwischen 850 und 1.784 Liter. Dabei ist er nicht nur über umklappbare Rücksitzlehnen erweiterbar, die gesamte Rückbank lässt sich zudem um 14 Zentimeter längs verschieben. In der getesteten höchsten Ausstattung Platinum verwöhnt der Cadillac mit weichem Leder der höchsten Qualität allerorten: Auf den Sitzen, den Armablagen, und sogar über die Armaturentafel spannt sich die Kuhhaut.
Kaum in Fahrt, trüben bei der ersten Unebenheit Quietschgeräusche von der Windschutzscheibe her kommend die ruhige Fahrt. Das fällt umso mehr auf, als die einzig verfügbare Motorisierung ein leise laufender V6-Benziner ist. Der kommt entgegen der aktuellen Mode ganz ohne Turbo-Zwangsbeatmung aus und vertraut alleine auf die Kraft seines Hubraums.
So richtig üppig ist der mit 3,6 Litern nicht bemessen, wodurch das Drehmoment von 368 Newtonmetern erst bei 5.000 Touren anliegt. Die schnell schaltende Achtstufen-Automatik hat immer den passenden Gang parat. Wenn es wirklich flott gehen muss, schaltet das Getriebe auch mal zwei Gänge auf einmal zurück. Dann bringen maximal 314 PS die knapp zwei Tonnen ordentlich in Schwung. Deutlich lieber ist dem XT 5 jedoch eine gemüt¬liche Gangart.
Zylinderabschaltung spart Sprit
Wer zu harsch beschleunigt, bringt die standardmäßig angetriebenen Vorderräder zum Durchdrehen. Per Knopfdruck schalten gleichfalls die Hinterräder dazu. Sensible Gasfüße bekommen den Sechszylinder dazu, zwei seiner Kolben bloß in Teilzeit arbeiten zu lassen, was ein paar Zehntelliter Sprit spart.
Passend dazu ist das Fahrwerk komfortabel abgestimmt, die Lenkung ist leichtgängig, und nur kurze Unebenheiten wie Schachtdeckel lassen den Vorderwagen zittern. Das liegt aber eher an den montierten 20-Zoll-Rädern als am Fahrwerk.
Bei den heutzutage so wichtigen Assistenzsystemen hat der Cadillac die wichtigsten an Bord. Spur- und Abstandshalter zählen ebenso dazu wie ein Notbremsassistent, der sogar beim Rückwärtsfahren bis Tempo 35 funktioniert. Vorwärts agiert er manchmal etwas zu sensibel, was vor allem in Kreisverkehren zu einem aufgeregten Piep-Konzert führt. Die US-Amerikaner scheinen damit keine Probleme zu haben.
Vielleicht auch deshalb greifen sie eifrig zum XT 5: Mit 68.312 Zulassungen im Jahr 2017 überflügelte er in den USA den GLE von Mercedes und den BMW X5 um jeweils über 15.000 Exemplare. So weit wird es in Deutschland eher nicht kommen, aber zumindest einen zweiten Blick ist der Exote auch wegen seines attraktiven Preises wert: Der startet bei 41.400 ¬Euro und endet bei 57.400 Euro für den reichhaltig ausgestatteten Platinum.