Wer einen sportlichen Kombi sucht, landet schnell beim BMW 5er Touring. Wir zeigen, welche Ausstattung und welche Motorisierung zu empfehlen sind.
Sie spielen international keine Rolle, in Deutschland jedoch sind sie der Inbegriff des Geschäftswagens: Die Rede ist von den Business-Kombis der oberen Mittelklasse, eines Segments, das fünf Hersteller untereinander aufteilen. Mit Audi, BMW, Jaguar, Mercedes und Volvo buhlen allerdings ausschließlich Premiummarken um die Gunst der Käufer. In keiner Fahrzeugklasse spielen Image, Ausstattung und Technik solch eine wichtige Rolle wie bei den gehobenen Business-Kombis. Viele neue Techniken wie etwa das semiautonome Fahren sind zuerst in der Oberklasse verfügbar, die breite Masse der Autofahrer erreichen sie in Modellen wie Mercedes E-Klasse oder BMW 5er.
Sportlich und praktisch
Letzterer ist seit Frühjahr 2017 auf dem Markt und damit nach dem Jaguar XF Sportbrake das jüngste Modell unter den Chef-Kombis. "Die siebte Generation der 5er-Reihe weist den Weg in die Zukunft", erklärte BMW-Chef Harald Krüger bei der Markteinführung des 5er. Das Modell startete mit einem komplett neu konstruierten Fahrwerk, überarbeiteten iDrive-Bedien- und Infotainmentsystem samt Gestensteuerung sowie allen Antriebsvarianten, die man in dieser Fahrzeugklasse erwartet.
Ob Spurwechselassistent, Querverkehrs- oder Vorfahrtswarnung, alle technischen Features, die BMW der Limousine mit auf den Weg gibt, finden sich auch im Kombi. Dazu einige spezifische Lösungen wie etwa die serienmäßig luftgefederte Hinterachse mit Niveauregulierung, die schon angesichts der hohen Zuladung von rund 650 Kilo ihre Berechtigung hat. So federt und dämpft bereits das Serienfahrwerk den Wagen souverän über jedes Schlagloch und jede Querrille hinweg. Das Sportfahrwerk oder die adaptiven Dämpfer kann man sich also getrost sparen. Und das Adaptive Drive genannte und knapp 3.000 Euro teure Aktiv-Fahrwerk, das adaptive Dämpfer mit aktiven Stabilisatoren verbindet und so die Seitenneigung in schnellen Kurven reduziert, ist auch eher etwas für Freaks der Marke. Denn dass der 5er auch schon in der Basisversion richtig dynamisch ums Eck pfeift, kann man von BMW erwarten.
Wer jedoch das erste Mal vom Vorgänger ins aktuelle Modell umsteigt, dürfte trotzdem überrascht sein. Wo die 2,2 Millionen Mal gebaute letzte Generation immer ein wenig gezwickt und gezwackt hatte, geht’s jetzt spürbar luftiger zu. Das liegt zum einen an dem frischen Design und neuen Materialien. Sie lassen die Inneneinrichtung leichter und gefälliger wirken. Aber auch an einigen Zentimetern mehr Bein- und Kopffreiheit, die BMW aus der neuen Karosserie herauskitzelt. Die kommen vor allem den hinten Sitzenden sowie dem Kofferraum zugute. Letzterer räumt nun endgültig mit dem Vorurteil auf, ein BMW sei im Grundsatz immer eher Sportler denn Praktiker: 1.700 Liter Ladevolumen sind nur unbedeutend weniger als beim T-Modell der Mercedes E-Klasse, und die legt die Messlatte nun wirklich hoch. Außerdem bietet der 5er jetzt endgültig auch hinten mit der soften, großzügigen und weich gepolsterten Bank samt verstellbarer Lehne jenen Sitzkomfort, den man von einem großen Businesskombi erwarten darf. Und zwar von einem äußerst praktischen, denn die Heckscheibe lässt sich weiterhin separat öffnen.
Ferngesteuert einparken
Am Grunddesign mit dem zum Fahrer orientierten Arbeitsplatz sowie dem Bedienkonzept selbst hat sich wenig geändert. Geschenkt, dass der bis zu 10,25 Zoll große Bildschirm nun als Touchscreen ausgeführt ist und für 210 Euro Aufpreis auch auf Gesten reagiert. Ersteres hilft eigentlich nur, wenn man sein individuelles Bedienmenü konfigurieren möchte. Letzteres haken wir als unnötige Spielerei ab, die mehr ablenkt als nützt. Viel sinnvoller in der täglichen Praxis erweist sich dagegen die Spracheingabe. Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Das BMW-System funktioniert tatsächlich super und ohne dass man sich vor seinen Beifahrern lächerlich macht. Das Navi versteht und findet gesprochene Sonderziele sogar, wenn man die genaue Adresse gar nicht kennt.
"Hotel Sonne in Bad Hindelang" etwa genügt, um die Zielführung erfolgreich zu starten. Andere Menüpunkte lassen sich ebenfalls ganz einfach und ohne Fummelei an Knöpfen und Tasten per Sprache aufrufen. Das geht so weit, dass der Streamingdienst auf den Befehl: "Spiele Van Morrison", das Internet nach passenden Playlists durchforstet.
1.850 Euro kostet das Connected Drive genannte Navipaket, das Basis für viele weitere Dienste ist. Darunter etliche gerade für Geschäftswagen sinnvolle wie das elektronische Fahrtenbuch oder onlinebasierte Verkehrsdaten. Überhaupt ist der 5er mittlerweile komplett vernetzt, überträgt auf Wunsch Kartenupdates per WLAN oder lässt sich per Smartphone-App fernüberwachen. Alternativ klappt das auch über den optionalen Display-Schlüssel, einen Handschmeichler in Handy-Format. Über dessen Touchscreen kann der Fahrer seinen 5er auch von außen ferngesteuert einparken, allerdings nur schnurgerade vor- und rückwärts.
Technische Daten und Preise
Während BMW bei den kleineren Modellen zu dem günstigeren Frontantrieb wechselte, bleibt es beim 5er beim klassischen Heckantrieb (Allrad: rund 2.150 Euro). Der Vorteil: kleiner Wendekreis und agiles Fahrverhalten. Genügend Leistung dafür bringen alle Motoren mit. Schon der Einstiegsdiesel ist mit 190 PS sehr ordentlich bestückt. Der Vierzylinder wird gerne von preissensiblen Flottenkunden geordert, weshalb er auch als einziger Motor mit Handschaltung für knapp 41.000 Euro angeboten wird.
Richtig rund wird das Paket aber erst mit der empfehlenswerten, sauber schaltenden Achtgangautomatik (1.890 Euro). Ob sich der heftige Preissprung zum 525d (46.302 Euro) lohnt, ist zweifelhaft. Man bekommt zwar 41 PS mehr, aber immer noch einen Vierzylinder. Da lohnt sich ein zweiter oder dritter Blick aufs Budget, denn nur weitere 2.350 Euro eröffnen die Welt der klassischen Reihensechszylinder. Der 265 PS starke 530d ermöglicht wirklich gelassenes Fahren in jeder Situation und ist die perfekte Motorisierung für den Luxus-Kombi. Mehr geht zwar auch, im M550d sogar bis 400 PS, ist aber nicht wirklich nötig. Und die Benziner? Rechnen sich nur für Wenigfahrer. Der 520i (184 PS) fühlt sich träger an als der beinahe gleich starke 520d. Soll es wirklich ein Benziner sein, empfehlen wir den spürbar durchzugskräftigeren 530i mit 252 PS.
Sonderausstattung und Pakete
in 5er in Grundausstattung? Undenkbar, da unverkäuflich. Klar gibt BMW dem Wagen serienmäßig ein umfangreiches Sicherheitspaket und eine vernünftige Komfortausstattung mit auf den Weg. Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Navigation samt 8,8 Zoll großem Display, Online-Anbindung und Freisprecheinrichtung beispielsweise sind immer an Bord. Ebenso der ziemlich klobige Schlüssel mit integriertem Display. Der sieht schon fast aus wie ein kleines Smartphone. Über den Bildschirm kann der Fahrer Infos zum Fahrzeug (Reichweite, Fenster zu) abrufen, Klimatisierung fernsteuern oder den Wagen in die oder aus der Garage fahren lassen, allerdings nur stur geradeaus. Über die Ausstattungslinien Sport- beziehungsweise Luxury-Line (2.350/3.613 Euro) gibt der Käufer dem 5er eine erste grundsätzliche Richtung. Darauf basierend lässt sich das Modell dann innen und außen nach Lust und Budget individualisieren.
Zu den Technik-Highlights zählen beispielsweise das umfangreiche Head-up-Display (1.000 Euro), das Navi- und Fahrinfos im Sichtfeld auf der Scheibe spiegelt. Oder dass sich das Licht der LED-Scheinwerfer automatisch dem Verkehr und Straßenverlauf anpasst (1.252 Euro). Der Driving Assistant (916 Euro) gehört ebenso zu den sinnvollen Extras. Er verbindet Spurassistent und Totwinkelwarner mit einem Querverkehrswarner beim Rückwärtsfahren. Für 2.352 Euro gibt’s das erweiterte Paket mit Abstandstempomat samt Staufunktion und weiteren sinnvollen Sicherheitsfeatures. Im Geschäftswagen sollte auch das erweiterte Navipaket Connected Drive (1.848 Euro) nicht fehlen. Es bringt nicht nur einen größeren Bildschirm, die Ladeschale fürs Smartphone und WLAN-Vorbereitung, sondern erweitert das Navi um Onlinedienste, Echtzeit-Verkehrsdaten oder den telefonischen Auskunftsdienst von BMW.
Infotainment und Connectivity
Die Vorteile des iDrive-Bediensystems haben wir ja schon häufig hergebetet: Es erklärt sich selbst, integriert Smartphones perfekt und rechnet extrem schnell. Gegen Aufpreis kann man zum Serien-Navi etliche Dienste dazubuchen wie etwa den Streamingdienst Napster. Allerdings bietet der im abgespeckten Car-Menü relativ wenig Suchhilfen. Musikfreunde bestellen deshalb Apple Car Play (Android Auto gibt’s allerdings nicht) dazu und nutzen Spotify übers Smartphone.
Auch die onlinebasierten Verkehrsdaten sollte man buchen. Dann werden freie Straßen grün, Staus rot gekennzeichnet. Überdies ist das Navi lernfähig: Weicht der Fahrer mehrmals von der vorgeschlagenen Route ab, übernimmt das Navi die neue Strecke als Standardroute. Neu: In Städten kann man ein Bild von Auto und Verkehrsgeschehen aus der Vogelperspektive aufs Display spielen. Allerdings lenkt das mehr ab, als es hilft.
Fazit
Technologisch nehmen sich BMW, Mercedes und Co. wenig, für viele ist die Wahl des richtigen Modells Geschmacksache. Und doch besetzt der ausgesprochen agile 5er ganz in der Tradition der Marke die Nische des luxuriösen Fahrdynamikers. Ohne dabei Tugenden wie Komfort und Business-Tauglichkeit zu vernachlässigen. Letztere in Form eines vorbildlichen, kundenorientierten Multimedia-Systems. Mit seinem Connected Drive System bietet der 5er überdies jede Menge Funktionen, die den Alltag eines Vielfahrers erleichter