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36 Baureihen mit Hybridantrieb Gelingt Stellantis der Spagat?

Jeep Avenger Hybrid 2024 Foto: Stellantis

Ab 2030 will Stellantis in Europa nur noch Elektroautos anbieten. Doch bis dahin will man noch kräftig Benziner verkaufen, die zumindest ein wenig elektrisch fahren.

Der Vielmarkenkonzern Stellantis wird sein Angebot an Pkw-Modellen mit Hybridantrieb in naher Zukunft deutlich ausbauen. Noch in diesem Jahr sollen in den Märkten der EU30 insgesamt 30 Baureihen mit der neuen Antriebslösung verfügbar sein, bei der ein 1,2-Liter-Benziner mit einem 28 PS starken E-Motor und 0,9 kWh großer 48-Volt-Batterie kombiniert wird. Bis 2026 sollen weitere sechs Baureihen folgen. Von wenigen Ausnahmen mit optionalem Handschaltgetriebe abgesehen, wird das Hybridsystem mit der neuesten eDCT-Generation, einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, verbandelt. Laut Francesco Cimmino, Chefingenieur für Hybrid-Antriebssysteme bei Stellantis, wird dieses Getriebe das Herzstück des Antriebspakets sein.

Mild- oder Vollhybridantrieb bei Stellantis?

Handelt es sich dabei um einen Mild- oder Vollhybridantrieb? Christian Müller, bei Stellantis verantwortlich für SVP Propulsion Systems EMEA und Joint-Venture-Koordination, lässt die Vorsilben weg und spricht von einem Hybrid. Als Alternative im Hybridportfolio wird Stellantis künftig außerdem höherpositionierte Plug-in-Hybride mit elektrischer Hochvolttechnik und angepasstem eDCT mit über 80 Kilometer E-Reichweite anbieten. Das weniger aufwendige 48-Volt-Hybridsystem erlaubt segeln bis Tempo 130 sowie bis zu einem Kilometer rein elektrisches Fahren. In die Fahrzeuge bringt die zusätzliche Technik ein Mehrgewicht gegenüber klassischen Benzinantrieben von etwas über 100 Kilogramm. Ein Opel Corsa Hybrid kommt damit auf etwas über 1,2 Tonnen Gesamtgewicht. Im Gegenzug sorgt die Zusatztechnik für einen um bis zu 20 Prozent niedrigeren Spritkonsum. Laut Cimmino handelt es sich um eine "Rightsize-Lösung".

Stellantis DCT-Hybridtechnik 2024 Foto: Stellantis
Die DCT-Hybridtechnik kombiniert einen 1,2-Liter-Benziner, einen 21 kW starken E-Motor, eine 0,9 kWh große Batterie unterm Fahrersitz und ein Doppelkupplungsgetriebe

Hybridtechnik ist 1.680 Euro teurer

Diese nötigt allerdings dem Kunden Mehrkosten auf. Laut Müller sind es rund 1.680 Euro (alle Preise netto) im Vergleich zum Basisbenziner. Im Gegenzug erhält der Käufer ein Selbstschaltgetriebe, E-Boost und besagte Verbrauchsminderung. Zunächst werden Modelle im B-, C- sowie unterem D-Segment mit dem Hybridantrieb angeboten. Später könnte die Antriebstechnik auch in kleineren Baureihen zum Einsatz kommen. Zu den Baureihen gehören Alfa Romeo Junior/Tonale, alle Spielarten von Citroen C3, C4 und C5, DS 3 und 4, Fiat Panda und 600, Jeep Avenger, Renegade und Compass, Lancia Ypsilon, Maserati Grecale, Opel Corsa, Astra, Mokka, Frontera und Grandland sowie Peugeot 208, 308, 408, 2008, 3008 und 5008.

41 Prozent mehr Hybride verkauft

Stellantis rechnet für dieses Jahr bei seinen Hybridverkäufen mit einem Plus von 41 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Kapazitäten von insgesamt 11 involvierten Produktionsstätten gibt der global aufgestellte Autokonzern mit rund 1,2 Millionen eDCT an. Die Hybridoffensive von Stellantis ist auch ein klares Bekenntnis dafür, in den kommenden Jahren Benzinmotoren verkaufen zu wollen. Dies sei eine Reaktion auf die hohe Nachfrage nach Hybridmodellen auf Kundenseite. Zugleich betont Müller, dass Stellantis weiter an seinen Elektrifizierungszielen sowie CO2-Minderungszielen und den Ausbau des BEV-Angebots festhalten wird. Demnach sollen bis 2030 alle Pkw-Verkäufe in Europa und 50 % der Verkäufe von Pkw und leichten Nfz in den USA BEVs sein.

Fahrbericht: Jeep Avenger e-Hybrid
Für eine Handvoll Strom